1917
Die Mehrheitsfraktion der SPD stimmt im Reichstag den Kriegskrediten zu. Deutsche Großindustrielle und die Oberste Heeresleitung werfen Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg Schwäche in der Kriegführung vor und fordern seinen Rücktritt. Aufgrund der innenpolitischen Unruhe verspricht Kaiser Wilhelm II. in seiner "Osterbotschaft" die Aufhebung des preußischen Dreiklassenwahlrechts nach Kriegsende. Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg reicht seinen Rücktritt ein. Sein Nachfolger wird Georg Michaelis. Reichskanzler Michaelis tritt zurück, Kaiser Wilhelm II. ernennt den bayerischen Ministerpräsidenten Georg Graf von Hertling zum neuen Reichskanzler.
1917
Wegen der anhaltenden Hungersnot im Deutschen Reich wird in Berlin ein Ministerium für Lebensmittelversorgung gebildet. Wegen des Kohle- und Holzmangels werden in Berlin sämtliche Schulen geschlossen. Die Brotrationen werden auf 170 g pro Tag und die Kartoffelrationen auf 2.500 g pro Woche gekürzt.
1917 19. Oktober
In einer Rede vor dem amerikanischen Senat fordert Präsident Woodrow Wilson einen "Frieden ohne Sieger". Die deutsche Regierung lehnt die Friedensbotschaft ab. Beginn des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs in den Sperrgebieten um Großbritannien und im Mittelmeer. Kriegserklärung der USA an das Deutsche Reich. Erster großer Zeppelinangriff auf England. Meutereien in der deutschen Hochseeflotte. Die Anführer werden verhaftet und zum Tode verurteilt. Kriegseintritt Griechenlands auf seiten der Alliierten. Kriegserklärung Chinas an Österreich-Ungarn. Kriegserklärung der Vereinigten Staaten an Österreich-Ungarn.
1917
In Gotha wird die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) unter dem Vorsitz von Hugo Haase gegründet. Gründung der Deutschen Vaterlandspartei in Königsberg unter dem Vorsitz von Admiral Alfred von Tirpitz und dem ostpreußischen Generallandschaftsdirektor Wolfgang Kapp, die auf ihrer ersten Großkundgebung in Berlin einen unbedingten "Siegfrieden" fordern.
1918 9. November
Einstellung des Telephon- und Telegraphenverkehrs sowie des Eisenbahnverkehrs von und nach Berlin; öffentliche Gebäude, Verkehrseinrichtungen und Rüstungsbetriebe werden vom Militär besetzt. Max von Baden verkündet eigenmächtig die Abdankung Wilhelms II. und überträgt sein Amt des Reichskanzlers auf Friedrich Ebert ( SPD). Ausrufung der demokratischen Republik durch Philipp Scheidemann (SPD) und der freien sozialistischen Räterepublik durch Karl Liebknecht wenige Stunden später. Wilhelm II. begibt sich ins Exil in die Niederlande. Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten im gesamten Reich. Die drei Sozialdemokraten Friedrich Ebert, Otto Landsberg und Philipp Scheidemann sowie die drei Unabhängigen Hugo Haase, Emil Barth und Wilhelm Dittmann bilden den Rat der Volksbeauftragten.
1918 NovemberNovemberrevolution
Meuterei unter Matrosen der Hochseeflotte in Wilhelmshaven angesichts der geplanten Großoffensive der Flotte. Matrosenaufstand in Kiel. Aufhebung des Versammlungsverbots und der Zensur. In Kiel übernehmen Arbeiter- und Soldatenräte die Macht. Der Aufstand breitet sich auf andere Städte aus. In Hamburg rufen Soldaten und Arbeiter den Generalstreik aus. Revolution in München: Kurt Eisner ( USPD) ruft die Volksrepublik Bayern aus; Flucht des bayerischen Königs Ludwig III. Unter Matthias Erzberger (Zentrum) beginnen in Compiègne bei Paris Waffenstillstandsverhandlungen.
1918
Der amerikanische Präsident Woodrow Wilson legt ein 14-Punkte-Programm vor, das in seinen Grundzügen die Friedensordnung nach 1918 beschreibt. Die Reichsregierung lehnt das Programm ab. Abbruch der Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk. Deutsche Truppen besetzen Kiew und setzen eine antibolschewistische Regierung ein. An der Westfront beginnt die erneute deutsche Offensive zunächst mit Erfolgen. Beginn der alliierten Gegenoffensive drängt die Deutschen an der Westfront zurück und leitet die militärische Wende ein. Die OHL bezeichnet in einer Besprechung mit Wilhelm II. und Karl I. die Fortführung des Krieges als "aussichtslos". Der Rückzug deutscher Truppen beginnt auf breiter Front. Überraschend fordert die OHL sofortige Waffenstillstandsverhandlungen, den Rücktritt des Reichskanzlers Georg Graf von Hertling sowie die Einsetzung einer parlamentarischen Regierung. Wilhelm II. verspricht die Einführung des parlamentarischen Systems im Deutschen Reich und ernennt den als liberal geltenden Prinz Max von Baden zum Reichskanzler. Auf die Forderung Wilsons nach einer militärischen Kapitulation reagiert Paul von Hindenburg mit einem Armeebefehl, der die Truppe zum "Widerstand mit äußersten Kräften" auffordert. Waffenstillstand zwischen Österreich-Ungarn und den Alliierten. Thronverzicht Kaiser Karls I. und Verkündung der österreichischen Republik.
1918
Abschluß des Waffenstillstands. Die besetzten Gebiete in Frankreich, Belgien, Luxemburg müssen wie Elsaß-Lothringen in 15 Tagen geräumt sein. Die Verträge von Brest-Litowsk und Bukarest werden annulliert. U-Boote sowie andere Waffen und Munition sind auszuliefern.
1918 Dezember
In Posen wird ein polnischer Volksrat gegründet. Polnische Aufstände in Posen, polnische Truppen besetzen Gnesen, Teile des Regierungsbezirks Bromberg und Teile von Westpreußen.
1918
Otto Hahn findet zusammen mit Lise Meitner das Protactinium (Muttersubstanz des Actiniums); Max Planck erhält den Physik- Nobelpreis für seine Forschungen in der Quantenphysik. Fritz Haber erhält den Chemie-Nobelpreis für die Entwicklung eines Verfahrens zur Synthese von Ammoniak und Stickstoff. "Monstre-Abend" des "Club dada" in der Neuen Secession, veranstaltet von Richard Huelsenbeck, Raoul Hausmann, George Grosz, Franz Jung, John Heartfield.
1918
In Preußen werden sämtliche Orden und Titel abgeschafft. Regierung Paul Hirsch (SPD) und Heinrich Ströbel (USPD) in Preußen; mit der Auflösung des preußischen Abgeordnetenhauses und der Aufhebung des Herrenhauses wird die Demokratisierung in Preußen eingeleitet.
1918
Wegen ausstehender Soldzahlungen besetzen Matrosen der Volksmarinedivision das Berliner Schloß und nehmen den Stadtkommandanten Otto Wels ( SPD) als Geisel. Das Garde-Schützenregiment im Auftrag Friedrich Eberts greift die Matrosen an. Es kommt zu Verhandlungen zwischen Regierung und Volksmarinedivision.
1918
Zur Kontrolle der Revolutionsregierung bilden die Räte in Berlin einen Vollzugsrat. Der Rat der Volksbeauftragten verkündet sein Regierungsprogamm. Es sieht u.a. die Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts in Preußen und die Einführung des Frauenwahlrechts vor.
1918
Gründung der Organisation "Stahlhelm - Bund der Fontsoldaten" als Zusammenschluß von Soldaten des Weltkriegs zur Abwehr der Novemberrevolution. Die Deutsche Vaterlandspartei löst sich auf. Ihre Führer schließen sich der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) an. Spartakusbund und Bremer Linksradikale gründen in Berlin die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Gegen den Willen von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg beschließt die KPD einen Boykott der Wahlen zur Nationalversammlung.