1915
Nach einer Empfehlung von Fritz Haber, dem Leiter der Chemischen Abteilung im Preußischen Kriegsministerium, wird in der Schlacht bei Ypern erstmals Giftgas eingesetzt. Die seit 1914 von der Obersten Heeresleitung (OHL), Wissenschaftlern und Industriellen vorbereitete Entwicklung und Produktion chemischer Kampfstoffe war ein eklatanter Verstoß gegen die Haager Landkriegsordnung und hatte den Einsatz von Giftgas durch alle kriegführenden Staaten zur Folge.
1915
Erste Petition der sechs Wirtschaftsverbände an Reichskanzler Bethmann Hollweg fordert weitreichende Kriegsziele. Der Alldeutsche Verband und die deutschen Industriellen fordern weitreichende Annexionen im Osten und Westen. In einer Eingabe des Partei- und Fraktionsvorstands der SPD wird der Verzicht von Annexionen gefordert.
1915
Kaiser Wilhelm II. ordnet in einem Geheimbefehl die Einschränkung des U-Boot-Kriegs an. Die Militärverwaltung Ober-Ost unter Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff setzt einen Generalgouverneur für das unter deutscher Verwaltung stehende nördliche Kongreßpolen ein.
1915
Karl Liebknecht und Otto Rühle, Abgeordnete der SPD, stimmen im Reichstag gegen weitere Kriegskredite. Der Parteivorstand der SPD distanziert sich von den Beschlüssen der Internationalen Sozialistenkonferenz, bei der sich die Delegierten gegen die "Burgfriedenspolitik" der sozialdemokratischen Parteien in den kriegführenden Ländern gewandt hatten. Die bürgerlichen Parteien lehnen die von der SPD geforderte Aufnahme von Friedensverhandlungen ab.
1915
"Reichswollwoche": Sammlung von warmer Unterkleidung für die deutschen Truppen. Verschlechterung der Lebensmittelversorgung in Deutschland, Rationierung und Zwangsbewirtschaftung von Nahrungsmitteln. Einschränkung des Autoverkehrs, um Rohstoffe zu sparen. Verordnung gegen Preiswucher bei Lebensmitteln. Verkaufsverbot von Milch und Fleisch an Dienstagen und Freitagen. Einführung von Höchstpreisen für Gemüse, Obst und Honig. In Berlin werden erstmals Bezugskarten für Milch ausgegeben.
1915
Sogenannte Intellektuelleneingabe mit 141 Unterschriften namhafter Persönlichkeiten, unter ihnen Albert Einstein, Max Weber, Ludwig Quidde und Gustav Schmoller, gegen Annexionen. Reichskanzler Bethmann Hollweg verkündet Siegeszuversicht und weitgehende Kriegsziele. Der Reichstag verabschiedet einen neuen Kriegskredit von 10 Milliarden Reichsmark.
1915
Max Reinhardt übernimmt die Leitung der Volksbühne am Bülowplatz in Berlin; Ernst Ludwig Kirchner malt in Berlin "Der Rote Turm in Halle"; Richard Huelsenbeck und Hugo Ball organisieren den "Expressionistischen Abend" in Berlin.
1916 DezemberKohlrübenwinter
Gegen die Stimmen der vereinigten SPD-Opposition (SAG) beschließt der Reichstag das "Vaterländische Hilfsdienstgesetz“. Gründung des Kriegsernährungsamts zur Sicherstellung der Lebensmittelversorgung. Alle im Deutschen Reich vorhandenen Kohlrüben werden zur Sicherung der Volksernährung beschlagnahmt (" Kohlrübenwinter"). Im Winter Beginn der Hungersnot im Deutschen Reich.
1916 21. FebruarSchlacht von Verdun
Offensiven auf beiden Seiten im Westen scheitern ebenso wie insgesamt alle Offensiven auf beiden Seiten im Osten. Mit massivem Materialeinsatz geführte Schlacht bei Verdun soll Frankreich "ausbluten" lassen. Erstmaliger Einsatz von deutschen Flugzeugen in geschlossenen Kampfgeschwadern. Deutsche Kriegserklärung an Portugal.
1916
Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg kündigt bei der Eröffnung des Preußischen Landtages eine Reform des Dreiklassenwahlrechts für die Zeit nach dem Krieg an. Gründung des Spartakusbunds unter Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg in Berlin. Unter Verlust seines Reichstagsmandats wird Karl Liebknecht wegen Hochverrats zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. In der Berufungsinstanz wird die Strafe auf vier Jahre und einen Monat erhöht. Massenstreiks in Berlin, Braunschweig und Bremen. Die erste Ausgabe der "Spartacus-Briefe" mit Artikeln gegen den Krieg erscheint illegal in Berlin. Hugo Haase tritt vom Parteivorsitz der SPD zurück, sein Nachfolger wird der 1913 mit Haase gemeinsam zum Vorsitzenden gewählte Friedrich Ebert.
1916
Großadmiral Alfred von Tirpitz und der Chef des Generalstabs, Erich von Falkenhayn, fordern den "uneingeschränkten U-Boot-Krieg": Kaiser Wilhelm II. entscheidet sich wegen des möglichen Kriegseintritts der USA dagegen. Die Reichsregierung sichert den USA zu, zu den völkerrechtlichen Regeln des Seekriegs zurückzukehren, falls auch Großbritannien sich zur Einhaltung des Völkerrechts verpflichte ("Hungerblockade"). Reichskanzler Bethmann Hollweg und der österreich-ungarische Außenminister Stephan Freiherr Burián von Rajezc beschließen die Gründung eines polnischen Staates, der als "Puffer" zwischen dem Deutschen Reich sowie Österreich-Ungarn und Rußland dienen soll. Rumänische Kriegserklärung an Österreich-Ungarn. Kriegserklärung der Mittelmächte an Rumänien. Kriegserklärung Italiens an das Deutsche Reich. Tod des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. in Wien. Sein Nachfolger Karl I. strebt einen Sonderfrieden für Österreich-Ungarn an. Friedensnote von US-Präsident Wilson, in der er die kriegführenden Staaten zur konkreten Benennung von Bedingungen für Friedensverhandlungen aufruft. Als Antwort auf Wilsons Friedensnote regt die deutsche Regierung ein Treffen von Delegationen der kriegführenden Staaten an. Die Alliierten lehnen das Friedensangebot der Mittelmächte ab.
1916
Neue Oberste Heeresleitung (OHL) wird von Paul von Hindenburg als Chef des deutschen Generalstabes und Erich Ludendorff (erster Generalquartiermeister) gebildet. Weitgehende Verlagerung politischer Entscheidungen in die Oberste Heeresleitung.
1916
In Berlin wird die "Deutsche Kriegs-Ausstellung" eröffnet, in der Beutestücke von allen Fronten gezeigt werden. Als Anerkennung der Kriegsleistungen der Firma Krupp verleiht Wilhelm II. Gustav Krupp von Bohlen und Halbach das Eiserne Kreuz I. Klasse. Ferdinand Sauerbruch konstruiert bewegliche Prothesen für Kriegsinvaliden.