Karte 1922

Otto Wels

geboren15.9.1873 in Berlin

gestorben16.9.1939 in Paris

Tapezierer

SPD

1931 bis 1933 Parteivorsitzender SPD

Der 1873 in Berlin geborene Otto Wels entstammte einer Arbeiterfamilie. Er lernte das Tapeziererhandwerk und trat Ende der achtziger Jahre, als das Sozialistengesetz noch in Kraft war, in die SPD ein. 1907 wurde er Bezirkssekretär der Provinz Brandenburg und 1913 auf Vorschlag August Bebels in den Parteivorstand gewählt. Seit 1912 war er Mitglied des Reichtags, trat aber, da er hinter den Kulissen für die Fraktionsspitze arbeitete, im Parlament kaum in Erscheinung. Erst nach Kriegsende und Ausbruch der Revolution tat er sich hervor. Zwar hatte er nie der USPD angehört, aber als Vertreter des linken Parteiflügels trat er im November 1918 entschlossen für eine paritätische Besetzung des Rats der Volksbeauftragten mit unabhängigen und Mehrheits-Sozialdemokraten ein und sicherte der Revolutionsregierung so eine breite Unterstützung von links. Andererseits war er als Stadtkommandant von Berlin an der gewaltsamen Niederringung des Spartakus-Aufstandes beteiligt. 1919 wurde er neben Hermann Müller zum zweiten Vorsitzenden der Partei gewählt und fungierte außerdem als Sprecher der Fraktion. Als solcher unterstützte er Gustav Stresemanns Außenpolitik. Durch sein Engagement für die Zusammenfassung der lokalen Wehrverbände zum „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ gab Wels seiner Partei ein wichtiges Machtmittel in der letzten Krise der Republik in die Hand. Dennoch dachte er gemäß der Tradition seiner Partei zu legalistisch, dazu in ideologischer Hinsicht zu schematisch, um die Passivität seiner Partei während der Jahre 1930-33 zu durchbrechen. Immerhin bemühte er sich, das Scheitern der Regierung Müller durch seine Vermittlung zu verhindern. Im Herbst 1932 war er dann doch bereit zum Generalstreik, den er im Sommer nach dem „Preußenschlag“ noch abgelehnt hatte. Als Reichskanzler Kurt von Schleicher Ende 1932 sich um den Gewerkschaftsflügel der SPD bemühte, um die sozialen Kräfte aller Parteien zu vereinigen, untersagte er die Fortsetzung der Verhandlungen. In der Debatte um das Ermächtigungsgesetz für das Kabinett Hitler am 23. März begründete er in einer mutigen Rede die Ablehnung seiner Partei. Anfang Mai 1933 ging er ins Exil und baute die sozialdemokratische Auslandsorganisation (Sopade) mit auf. Er starb 1939 in Paris.

Otto Braun, Otto Wels, Carl Severing