Wolfgang Kapp
24.7.1858 in New York
12.6.1922 in Leipzig
Deutsche Vaterlandspartei
Preußischer Generallandwirtschaftsdirektor
Wolfgang Kapp wurde in New York als Sohn des exilierten nationalliberalen Anwalts Friedrich Kapp und dessen Frau Louise geboren. Der Vater war ein Revolutionär der 1848er - Bewegung und Beteiligter am Badischen Aufstand 1848. Er floh 1849 nach Amerika. Seine Eltern integrierten sich nur oberflächlich in der „Neuen Welt“, sie blieben Deutschland geistig verbunden und glaubten an die Gründung eines starken deutschen Nationalstaates. 1871 kehrte die Familie nach Deutschland zurück. Nach der Heirat im Jahr 1884 legte der junge Wolfgang Kapp sein juristisches Examen ab und begann eine Verwaltungslaufbahn im preußischen Finanzministerium. Durch den Einfluß seiner Frau, einer Gutsbesitzertochter aus Preußisch-Eylau, gelangte er unter den geistigen Einfluß ostpreußischer, agrarisch-konservativer Kreise. 1890 wurde er selbst Gutsbesitzer in Pilzen (Ostpreußen). Seine politische Laufbahn begann 1891 mit dem Landratsamt in Guben, setzte sich im Jahre 1900 mit der Berufung als Vortragender Rat in das preußische Landwirtschaftsmuseum fort und gipfelt 1906 im Amt des Generaldirektors der Ostpreußischen Landschaft. In dieser Position errang er große Erfolge in der Entschuldungsfrage, bei der Gründung der öffentlich-rechtlichen Lebensversicherung und der Bekämpfung der Landflucht.
Im Jahre 1916 ging er mit seiner Denkschrift „Die nationalen Kreise und der Reichskanzler“ an die Öffentlichkeit, in der er die deutsche Innen- und Außenpolitik von Reichskanzler Bethmann-Hollweg kritisierte. Er wandte sich gegen Zögerlichkeiten bei der Ausrufung des uneingeschränkten U-Boot-Krieges gegen den „Todfeind“ England. Er war Mitbegründer der im September 1917 gegründeten deutschen Vaterlandspartei. Die deutsche Niederlage am Ende des Ersten Weltkrieges war für Kapp ein traumatisches Ereignis. Als Vertreter der „ Dolchstoßlegende“ gab er den Sozialdemokraten die Schuld an der Niederlage und bekämpfte politisch die sogenannten „ Novemberverbrecher“. Er wurde Mitglied des Reichstages. Die Versailler Friedensverhandlungen durch die sozialdemokratisch dominierte Regierung der Weimarer Republik waren für ihn der letzte Anlaß für Putschpläne. Er setzte auf eine antirepublikanische Gegenrevolution mit einer Militärdiktatur nach Abschaffung der Republik. Im General der Reichswehr von Lüttwitz fand Kapp einen Verbündeten. Im Zuge des Personalabbaus nach den Versailler Vertragsregeln stand von Lüttwitz Brigade Erhardt vor der Auflösung, durch Reichswehrminister Gustav Noske war Lüttwitz bereits die Befehlsgewalt entzogen. In dieser Situation gehen Kapp und Lüttwitz an die Verwirklichung ihres Umsturzplanes. Am 13.3.1920 besetzt die Brigade Erhardt das Berliner Regierungsviertel, Kapp ernennt sich selbst zum Reichskanzler. Er erhält jedoch wenig Rückhalt in Militär und Staatsapparat, zudem ruft die geflüchtete Regierung erfolgreich zum Generalstreik auf.
Kapp gibt auf und setzt sich kurze Zeit später nach Schweden ab.
Dem im Dezember 1921 beginnenden Hochverratsprozeß vor dem Leipziger Reichsgericht stellte sich Kapp freiwillig. Bei einer medizinischen Routineuntersuchung im Haftkrankenhaus wird eine bösartige Tumorerkrankung festgestellt. Kurze Zeit später stirbt Kapp im Leipziger St. Georg Krankenhaus.