3. März 1904: Kaisers Stimme für ewige Zeiten
Der Deutsche Kaiser Wilhelm II. bespricht am 3. März 1904 ein automatisches Aufnahmegerät. Eine Edison-Walze zeichnet eine Rede des Kaisers mit seinen Ansichten zum vorbildlichen Verhalten eines Deutschen und schafft das erste bis heute erhaltene politische Tondokument der Welt:
„Hart sein im Schmerz, nicht wünschen, was unerreichbar oder wertlos, zufrieden mit dem Tag, wie er kommt; in allem das Gute suchen und Freude an der Natur und an den Menschen haben, wie sie nun einmal sind; für tausend bittre Stunden sich mit einer einzigen trösten, welche schön ist, und an Herz und Können immer sein Bestes geben, wenn es auch keinen Dank erfährt. Wer das lernt und kann, der ist ein Glücklicher, Freier und Stolzer; immer schön wird sein Leben sein.“
Möglich werden die Aufnahmen durch den sogenannten Phonographen, eine Erfindung von Thomas Alva Edison. Erstmals in der Geschichte der Menschheit können damit Töne konserviert, transportiert und wiedergegeben werden. Der Apparat fängt Schallwellen mit Hilfe eines großen Trichters auf und fokussiert sie auf eine an einer Membran befestigten Nadel, die die Töne auf eine sich drehende Wachswalze graviert. Die krächzenden Töne aus dem Blechtrichter sind eine Sensation. Endlich kann die ethnologische Wissenschaft Sprache und Musik in authentischer, „wahrhaftiger“ Form speichern. Erstmals gibt es historische Zeitzeugnisse, die nicht auf Papier oder mündliche Überlieferungen angewiesen sind.
Auch, wenn es „nur“ die recht einfachen Lebensansichten des Deutschen Kaisers sind:
„In jedem Ding, ob es tot oder atmet, lebt der große weise Wille des allmächtigen und allwissenden Schöpfers. Uns kleinen Menschen hilft nur der Verstand, um ihn zu nützen. Wie alles ist, so muß es sei in der Welt und wie es auch sein mag, immer ist es gut im Sinne des Schöpfers.“