1899 Die „Kanalrebellen“ verhindern (vorerst) den Bau des Mittellandkanals
Die endgültige Fertigstellung des Mittellandkanals, der das rheinisch-westfälische Industriegebiet an die Wasserwege rings um Berlin anschließen soll, scheitert am Widerstand der ostelbischen Agrarier. Die Großgrundbesitzer, die sich im “Bund der Landwirte“ zusammengeschlossen haben, befürchten, auf dem neuen Kanal könne Importweizen billig nach Ostdeutschland transportiert werden. Zudem würde der Bau des Kanals der leidenden Landwirtschaft, die dringend benötigten Arbeitskräfte entziehen.
Die Vorlage für das Projekt wird von den „Kanalrebellen“ im preußischen Landtag blockiert. Wilhelm II. ist erbost. Er lässt die Landräte und Regierungspräsidenten, die gegen das Kanalprojekt gestimmt haben, kurzerhand in den Ruhestand versetzen und schließt sie erzürnt vom höfischen Leben aus. Später werden die “Kanalrebellen“ rehabilitiert, das Kanalprojekt kann aber trotzdem nur unvollständig realisiert werden. Die wichtige Verbindung zwischen Elbe und Oder wird (vorerst) nicht verwirklicht. Der Streit um den Bau des Mittellandkanals zeigt, dass sich Wilhelm II. mit seinem Modernisierungswillen hin und wieder durchaus in den politischen Gegensatz zu den altpreußischen Konservativen bringt. Fast scheint es, als stehe er den Wirtschaftsführern und Schlotbaronen näher als den ostelbischen Junkern.