1806
"Der Telegraph", die erste Berliner Tageszeitung, erscheint (Organ der französischen Deutschlandpolitik).
1807 9. Juli
Im Frieden zu Tilsit (9.7.) verständigen sich Frankreich und Rußland. Preußen muss den Verlust aller westelbischen Gebiete einschließlich Magdeburgs (zumeist an das neu errichtete Königreich Westfalen) und aller Erwerbungen der Zweiten und Dritten Polnischen Teilung mit dem Netzedistrikt des Herzogtum Warschau hinnehmen. Ein letzter Vermittlungsversuch von Königin Luise bei Napoleon scheitert. Preußen hat damit mehr als die Hälfte seines Territoriums verloren und ist auf die Kernprovinzen Brandenburg, Pommern, Preußen und Schlesien reduziert. Der Abzug der französischen Truppen wird von Kontributionszahlungen abhängig gemacht, die auf 140 Mio., später 120 Mio. Francs festgelegt werden. Die Festungen Stettin, Küstrin und Glogau bleiben französisches Faustpfand, das preußische Heer wird auf 42 000 Mann begrenzt.
1807 9. OktoberOktoberedikt "befreit" Bauern
Im Oktoberberedikt, "den erleichterten Besitz und freien Gebrauch des Grundeigentums sowie die persönlichen Verhältnisse der Landbewohner betreffend", wird von Minister Karl Freiherr von und zum Stein die Agrarreform (Bauernbefreiung) mit der entschädigungslosen Abschaffung der Gutsuntertänigkeit der Bauern eingeleitet.
1807
Napoleon schlägt die Russen und Preußen bei Friedland in Ostpreußen (14.6.) und besetzt Königsberg. Die Russen verbünden sich mit Napoleon; Treffen Napoleons mit Alexander I. in Tilsit (25.6.).
1807
Heinrich von Kleist vor Berlin von den Franzosen verhaftet, Gefangenschaft auf dem Fort de Joux und in Châlons-sur-Mame.
1807
Gerhard von Scharnhorst wird Leiter der Militärreorganisationskommission, Beginn der Heeresreform. Es gehören Karl von Clausewitz, Neidhardt von Gneisenau, Karl Wilhelm von Grolmann und Hermann von Boyen zu den Militärreformern. Humanisierung des Drills und der (Prügel-)Strafen (Gneisenau: "Freiheit des Rückens"). Aufhebung des Adelsprivilegs auf Offiziersstellen, statt dessen Einstellung und Beförderung nach militärischen Leistungsprinzipien.
1807
Nassauer Denkschrift von Karl Freiherr vom und zum Stein, die eine Reform zu mehr bürgerlicher Selbständigkeit und Mitverantwortung und die Bildung einer Nationalrepräsentation vorsieht. Rigaer Denkschrift von Karl August Freiherr von Hardenberg und Karl Freiherr von Stein zum Altenstein, in der es um die Reform der Verwaltung nach französischem Vorbild und den wirtschaftsliberalen Abbau von ständischen Privilegien geht.
1808
Reichsfreiherr Karl vom und zum Stein wird auf Empfehlung Napoleons als Nachfolger Karl August Freiherr von Hardenberg zum leitenden Minister mit umfassenden Vollmachten ernannt.
1808 19. November
Eine neue Städteordnung führt in Preußen die kommunale Selbstverwaltung ein. Gerichtsbarkeit und Polizei bleiben staatlich. Bürgerrecht ist erwerbspflichtig und an Grundbesitz oder ein Jahreseinkommen von 150-200 Talern gebunden, die wahlberechtigten Vollbürger zählen knapp 10% der Einwohner. Die gewählten Stadtverordneten bestellen einen kollegialisch organisierten Magistrat (teilweise revidiert 1831); das Edikt bringt den Juden in Preußen Bürgerrecht und Anwartschaft auf städtische Ehrenämter.
1808
Das Organisationsedikt löst die nichtverantwortliche Kabinettsregierung und das Generaldirektorium ab durch verantwortliche Minister mit den Ressorts für Inneres, Auswärtiges, Justiz, Finanzen und Krieg. An die Stelle der Kriegs-und Domänenkammerntreten die (Bezirks-)Regierungen, die Oberpräsidenten sollen zwischen den Ministerien und den Provinzen vermitteln.
1808
Fürstentag in Erfurt; Napoleon trifft mit Johann Wolfgang Goethe und Christoph Martin Wieland zusammen, beide erhalten das Kreuz der Ehrenlegion.
1809 31. MaiTheodor von Schill fällt in Stralsund
Major von Schill erhebt sich ohne Befehl gegen die napoleonische Herrschaft. Nach vier Wochen wird seine kleine Truppe geschlagen, er selbst fällt. Sein Kopf wird vom Körper abgetrennt und an König Jerome von Westfalen gesandt.