1841 J.F. August Borsig: Erst bei der Prüfung durchgefallen, dann Lokomotivenkönig
Johann Friedrich August Borsig, der sich in der Eisengießerei Egells bis zum Werkmeister emporgearbeitet hat, gründet am 22.7.1837 dicht neben seiner bisherigen Arbeitsstelle, in der Chausseestraße 1 vor dem Oranienburger Tor; eine Konkurrenzfirma: eine Maschinenbauanstalt und Eisengießerei. Zunächst machte der Schlesier Borsig eine Zimmermannslehre, besuchte die Breslauer Kunst- und Bauhandwerks-Schule und kam dann als 19-jähriger nach Berlin, um sich am Gewerbeinstitut weiterzubilden. Am Gewerbeinstitut des Geheimen Finanzrats Peter Beuth, den vom Stein nach Berlin geholt hatte, lernten alle wichtigen Industriellen dieser Zeit. Eggels, Schwarzkopff und andere, die Berlin zu einer Industriestadt machten. Borsig hat zunächst Schwierigkeiten, sich als Zimmermann auf die Konstruktion von beweglichen Maschinen einzustellen, so dass Beuth ihn für unfähig erklärt, „in seinem Fach etwas zu leisten“ und ihm empfiehlt, in der Firma Egells eine zweite Lehre zu absolvieren. Und hier beginnt seine Erfolgsgeschichte. In kürzester Zeit arbeitet er sich bis zum Werkmeister herauf. Egells zahlt ihm sogar eine Provision, so dass sich Borsig einige 10.000 Taler zusammensparen kann. Mit diesem Geld und günstig geliehenen 50.000 Talern beginnt er mit der Produktion. Zunächst stellt er alles her, von Gießkannen über Schrauben und anderen Kleinteilen für den Eisenbahnbau bis hin zu großen Eisenbahnbrücken. Auch die vier Bronzen für die Löwenbrücke im Tiergarten entstehen in seiner Gießerei.
Am einträglichsten erweist sich jedoch die Fabrikation von Dampfmaschinen, insbesondere von Lokomotiven. Es dauert nicht lange und Borsig wird zum Lokomotiven-König“ von Berlin. Seine Maschinenbaufabrik und Eisengießerei ist einer der größten Industriebetriebe Berlins. 1841 baut Borsig die erste Lokomotive, die er an die Berlin-Anhalter-Bahn ausliefert. 1843 nennt Borsig seine Neukonstruktion 1A1 aus Dankbarkeit gegenüber seinem Lehrer und Wegbereiter „Beuth“. Während Borsig im ersten Jahr nur eine Lok produziert, stellt seine Firma 1847 bereits 67 Stück her. Im Jahr 1854 wird die 500. Lokomotive ausgeliefert, die Belegschaft ist von 50 Arbeitern mit denen er 1837 angefangen im Jahr 1847 auf 1100 angewachsen. Borsigs Maschinen sind besser und schneller als die der ausländischen Konkurrenz, die er nahezu vom deutschen Markt verdrängt. Als Borsig am 6.Juli 1854 in Berlin mit 50 Jahren stirbt, betrauern ihn 1850 Angestellte und Arbeiter, denen er sich in der Regel großzügig gezeigt hat. „Soweit seine Erfahrungen reichen“, pflegt er zu sagen, „ist noch nie ein Geschäft durch Knauserei und Kleinlichkeit groß geworden“ .
Dass die Großzügigkeit relativ zu werten ist und mit der Industrie auch das Elend der Proletarier wächst, ist bekannt. So kann man 1925 im Waschraum einer Berliner Fabrik folgenden Vers lesen:
Wer nie bei Mix und Genest war,
Bei Schwarzkopff, AEG und Borsig,
Der kennt des Lebens Tücke nicht,
Der hat sie erst noch vor sich!