Drill
Der militärische Drill, bekannt geworden für den die preußische Armee unter Friedrich Wilhelm I., wurde zu einer Tradition des preußischen Militärs – aber auch zur Grundlage der Klischeevorstellung vom blind gehorsamen preußischen Liniensoldaten.
Der Wunsch nach Steigerung der Effizienz der einzelnen Soldaten und der Koordinierung der Bewegungen der Truppen im Rahmen der damals angewandten Gefechtstaktik waren die Grundlage der Entwicklung des Drills. Die mangelnden ballistischen Leistungen der im 18. Jahrhundert verwendeten Armeegewehre, nur etwa 150 m effektive Reichweite und wenig Zielgenauigkeit, sowie die Unzuverlässigkeit des einzelnen Soldaten, erzwangen ein möglichst dichtes Feuer. Dazu bildete man eine Linie, in der ein Mann neben dem anderen Stand und die drei Glieder tief war (also drei Mann hintereinander). Auf diese Weise konnten alle Schützen gleichzeitig feuern. Da eine solche Gefechtsaufstellung sich aber über mehrere Kilometer erstrecken konnte, war es von überragender Bedeutung, dass sie sich gleichmäßig fortbewegte und auch alle Bewegungen gleichmäßig ausführte. Sonst bestand die Gefahr, daß die Linie zerriß und dem Feind Lücken zum Durchstoßen bot. Abweichungen von der einmal festgelegten Bewegungsrichtung konnten nur von besonders geübten Soldaten ausgeführt werden, ohne dass es zu einem Durcheinander kam. Um dieses zu erreichen führte der Fürst Leopold von Anhalt- Dessau unter dem Soldatenkönig den Gleichschritt ein. Auch wurde der hölzerne Ladestock für die Vorderladergewehre durch einen eisernen ersetzt, was den komplizierten Ladevorgang beschleunigte und weniger fehleranfällig machte. Der Gleichschritt mit einer Vielzahl von Richtungsänderungen und Wendungen, sowie das Beherrschen der Waffe auch im größten Gefechtsstreß, wurden bis zur Stumpfsinnigkeit trainiert. In einem Exerzierreglement wurde bis in das kleinste Detail festgelegt, wie die einzelnen Handgriffe und Bewegungen auszuführen waren. Das tägliche, stundenlange Üben dieser Tätigkeiten, Drill genannt, garantierte der preußischen Armee allerdings ihre Erfolge und damit dem preußischen Staat seine Stellung als Großmacht. Den Soldaten wurde jede Eigeninitiative abtrainiert, bis sie maschinengleich auch unter den größten Belastungen funktionierten. Aufgrund des besonders harten und intensiven Drills der preußischen Soldaten, waren diese zu Bewegungen auf dem Gefechtsfeld fähig, die andere Armeen in Unordnung gebracht hätten. Der Waffendrill erlaubte ihnen eine höhere Feuergeschwindigkeit als alle anderen Armeen.
Aus dem preußischen Gleichschritt entstand dann später der sogenannte Stechschritt, ein aller praktischen Funktion entkleideter Paradeschritt. Bis in unsere Zeit lebt dieses preußische Erbe in den modernen Armeen fort als Formaldienst mit rein repräsentativen Charakter und wurde insbesonder in der Nationalen Volksarmee der DDR geschätzt (Wachbataillon)