19. Mai 1789: Mozart in Berlin - Das Genie aus Wien lehnt großzügiges Angebot des Königs ab
Auf einer Rundreise durch Norddeutschland macht der 33-jährige Mozart in Berlin Station. Am 19.Mai 1789 hier eingetroffen, besucht er inkognito die hiesige Aufführung seines Singspiels „Die Entführung aus dem Serail“. Ludwig Tieck, der an jenem Dienstag zufällig die gleiche Vorstellung besucht, erinnert sich, als er: „lange vor dem Anfange der Vorstellung die halbdunklen, noch leeren Räume des Theaters betrat, erblickte er im Orchester einen ihm unbekannten Mann. Er war klein, rasch, beweglich und blöden Auges, eine unansehnliche Figur im grauen Überrock.“ Es war Mozart. Während der Aufführung korrigiert der Komponist, da das Orchester nicht immer trifft, die Streicher lauthals: „Verflucht! Wolt’s Ihr D greifen!“ Er wird erkannt und auf die Bühne geholt.
Am nächsten Tag findet die Vorstellung unter seinem Dirigat in Anwesenheit des Königs statt. Friedrich Wilhelm II. spielt selbst hervorragend Cello im königlichen Orchester, das Mozart als „die beste Versammlung von Virtuosen der ganzen Welt bezeichnet“, obgleich sie noch besser sein könnten, „wenn die Herren zusammen spielen“ würden. Mozart spielt nicht nur vor, er musiziert auch mit dem König im Quartett und übernimmt den Auftrag für 100 Friedrichsdor sechs Klaviersonaten und sechs Streichquartette zu schreiben.
Nach Hause an seine Konstanze schreibt er sehnsüchtig-frivole Briefe: „richte dein liebes schönstes nest recht sauber her, denn mein bübderl verdient es... stell dir den Spitzbuben vor, dieweil ich so schreibe, schleicht er sich auf den Tisch... lässt sich fast nicht bändigen... Nun adieu – ich küsse dich Millionenmal ...“
Das Angebot, nach Berlin überzusiedeln und Hofkomponist des Königs zu werden lehnt Mozart ab. Obwohl ihm der König 3000 Taler Jahresgehalt bietet, viermal so viel, wie Mozarts Bezüge in Wien, bleibt dieser in der Kaiserstadt, wo er zwei Jahre später stirbt. Ihm zu Ehren und zugunsten der Witwe veranstaltet der König eine Benefizveranstaltung, eine Aufführung der Oper Titus. Noch 1796 lässt der König in Berlin abermals eine Mozartaufführung zugunsten der Witwe veranstalten.
Im Juni 1796 besucht der 26-jährige Beethoven Berlin und gibt am königlichen Hofe ein virtuoses Klavierkonzert. Der begeisterte König schenkt dem Komponisten eine goldene Dose, gefüllt mit Louisdors.
Der wiederum widmet dem Monarchen seine Violoncellosonate op.5. Dem Vetter des Königs, Prinz Louis Ferdinand, von dessen Klavierspiel der geniale Komponist sehr angetan ist, widmet er sein Klavierkonzert Nr.3 und dem König Friedrich Wilhelm III. schließlich, die Sinfonie Nr.9.
Die Musikbegeisterung des Regenten wird von vielen Bürgern geteilt. Einige von ihnen schließen sich 1791 in der „ Singakademie“ zusammen, deren klassizistisches Domizil am „Forum Fridericianum“ Karl Friedrich Schinkel errichten wird. Der 147 Mitglieder zählende Chor führt 1800 erstmals in Berlin das Mozartsche Requiem auf.
Und bald spielt das Glockenspiel der Garnisonkirche zu jeder halben Stunde die Melodie der Papageno-Arie „Ein Männchen oder Weibchen“, aus Mozarts „Zauberflöte“, allerdings, ganz preußisch, im Geiste verknüpft mit Höltys Text: „Üb’ immer Treu und Redlichkeit“.