4. September 1842 Der König inszeniert ein nationales Spektakel
Der gotische Dom zu Köln, dem „deutschen Rom“, seit 600 Jahren im Bau, soll nun vollendet werden. Seit Jahrzehnten schwelt der Kölner Kirchenstreit zwischen dem protestantisch dominierten Preußen und seinen katholischen Provinzen - dem Rheinland, Westfalen, dem Emsland und Schlesien. Am Anfang des Streites steht die katholische Forderung nach einer katholischen Heirat gemischt-konfessioneller Paare und der katholischen Kindererziehung. Dagegen wendet sich die preußische Regierung. Friedrich Wilhelm III. am 17.August 1825:
In den Rheinprovinzen und in Westphalen dauert, wie ich vernehme, der Missbrauch fort, dass katholische Geistliche von Verlobten verschiedener Confession das Versprechen verlangen, die aus der Ehe zu erwartenden Kinder, ohne Unterschied des Geschlechts, in der katholischen Religion zu erziehen und dar ohne die Trauung nicht verrichten wollen.
Er befiehlt die Einhaltung der Gesetze und verfügt dann:
Die zeither von den Verlobten dieserhalb eingegangenen Verpflichtungen sind als unverbindlich anzusehen.
Aber erst nachdem Friedrich Wilhelm III. den besonders widerspenstigen Kölner Erzbischof Clemens August Freiherr von Droste zu Vischering 1837 auf der Festung Minden festsetzen lässt und schließlich des Landes verweist, wird der Streit offiziell beigelegt, schwelt aber unter den Gläubigen weiter und führt immer wieder zu hässlichem Hader.
Nun will König Friedrich Wilhelm IV. mit seiner Teilnahme am Dombaufest zu Köln am 14.August 1842 die Aussöhnung zwischen Staat und Kirche demonstrieren. Gemeinsam mit Erzbischof von Geisel legt er den Grundstein zum Weiterbau. Zugleich ist der Dom ein nationales Symbol: Seine Vollendung bedeutet auch, dass sich der Traum von einem neuen Heiligen Römischen Reich deutscher Nation erfüllen könnte. Nun soll es künftig einen vollendeten Dom geben, eine Stein gewordene Verklärung des Mittelalters, für einen Herrscher von Gottes Gnaden. Gemeint ist der König von Preußen. Ein zweites Dombaufest findet am 14.August 1848 statt. An ihm nehmen 300 Abgeordnete der Frankfurter Nationalversammlung, Johann, Erzherzog von Österreich und der preußische König, Friedrich Wilhelm IV. teil. Das Volk jubelt wenige Monate nach der Revolution dem Monarchen zu. Die Veranstaltung scheint wie ein Vorgriff auf ein neues Deutsches Reich.
Bereits 1248 war der Grundstein gelegt worden. Nach 250 Jahren Bauzeit wurden die Arbeiten eingestellt und werden jetzt unter der Schutzherrschaft des Königs wieder aufgenommen. Erst am 15.10.1880 wird der mit 157 Metern höchste Bau Europas nach 623 Jahren vollendet. 20,5 Millionen Mark hat er gekostet. Diesmal nimmt Kaiser Wilhelm I. am dreitägigen Fest teil und preist ihn als „hehres Denkmal zum Heile des Vaterlandes“. Der 1873 wieder aufgeflammte Religionsstreit, gipfelnd im Kulturkampf, ist immer noch nicht ausgestanden.