Karl August Freiherr Fürst von Hardenberg
31.5.1750 in Essenrode (Kr. Gifhorn)
26.11.1822 in Genua
Als Sohn eines hannoverschen Offiziers, besuchte Hardenberg zwei der besten aufgeklärten Universitäten, Göttingen und Leipzig. Zunächst im hannoverschen Staatsdienst, wechselte er in den braunschweigischen, weil eine Affäre seiner Frau mit dem Prinzen von Wales einen Skandal ausgelöst hatte. Seine reformerische Tätigkeit begann nach 1790, als er Verwaltungschef in den Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth war, die 1792 zu Preußen kamen. Karl August Freiherr von Hardenberg war von 1804 bis 1806 und 07 preußischer Außenminister. Von 1810, als er mit Billigung Napoleons das Amt des Staatskanzlers übernahm, leitete er bis zu seinem Tode die preußische Gesamtpolitik, wobei sein Einfluss nach 1819 zurückging. Hardenberg führte die Steinschen Reformen weiter und strebte einen liberalen Verfassungsstaat. Er trat für eine einheitliche Finanz- und Steuerpolitik, für Gewerbefreiheit, für die Bauernbefreiung und die Judenemanzipation ein und setzte in seiner Amtszeit entsprechende Gesetze durch. Bereits 1805 hatte er in seiner "Rigaer Denkschrift" sein Reformprogramm benannt: "Demokratische Grundsätze in einer monarchischen Regierung: dieses scheint mir die angemessene Form für den gegenwärtigen Zeitgeist." Hardenberg war ein durchaus widersprüchlicher Politiker, einerseits demokratisch und aufklärerisch gesinnt, schürte er andererseits die Angst vor revolutionären Umtrieben, setzte die "Demagogenverfolgung" nach den Karlsbader Beschlüssen mit durch, forderte Zensur und Polizeiaktionen gegen Demokraten, Studenten, Professoren und Wirrköpfe.
1813 war er auf preußischer Seite federführend beim Vertrag von Kalisch (auf der russischen Seite der Reichsfreiherr vom Stein), mit dem die preußische Erhebung gegen Napoleon vorbereitet wurde. Auf dem Wiener Kongress gelang es ihm, die Gleichberechtigung Preußens durchzusetzen und ihm wieder eine angesehene Position unter den europäischen Großmächten zu verschaffen.
Sein Gegner von der Marwitz charakterisiert Hardenberg so: "Übrigens war Hardenberg von hellem Blick, einnehmendem Wesen, aber leichtsinnig, liederlich, und hatte die Art und Unerfahrenheit eines Jünglings mit in sein graues Alter hinübergetragen, daher, wenngleich nicht faul, doch immer seinen Geschäften nicht gewachsen und jederzeit von augenblicklichen Eindrücken bestimmt. So wie er sein lebelang mit den Weibern unredlich war, eine nach der andern heiratete, entführte, sitzen ließ, und noch zehn andere neben ihr frequentierte, so war er auch als Minister, nach allem greifend, sich mit allem beschäftigend, aber nichts vollendend und behauptend."
Und doch gilt Karl August von Hardenberg als einer der großen Staatsreformer des 19. Jahrhunderts und einer der führenden Staatsmänner im europäischen Konzert der Großmächte.