Hermann von Boyen
23.7.1771 in Kreuzburg/Ostpreußen
15.2.1848 in Berlin
Offizier
Hermann von Boyen, geboren 1771in Kreuzburg (Ostpreußen), entstammte einer ostpreußischen Offiziersfamilie. 1788 kam er auf die Militärschule und die Universität seiner Heimatstadt Königsberg, wo er Kant hörte. Vor allem dessen Ethik prägte Boyen.
Seit 1803 gehörte Boyen der „Militärischen Gesellschaft“ um Gerhard von Scharnhorst an, 1808 wurde er als Mitglied der Militärreorganisationskommission dessen Mitarbeiter. 1811 versuchte er gemeinsam mit Scharnhorst und Gneisenau König Friedrich Wilhelm III. zum Krieg gegen Frankreich zu bewegen. Als dieser ein Jahr später statt dessen zusammen mit Frankreich gegen Russland in den Krieg zog, nahm er seinen Abschied, um auf der Seite der Russen zu kämpfen. Im Freiheitskrieg 1813/14 focht er dann wieder auf preußischer Seite.
1814 wurde Boyen zum Kriegsminister ernannt, womit dieses Amt zumindest nominell überhaupt erst ins Leben gerufen wurde. Unter ihm wurde das Wehrgesetz von 1814 verabschiedet, das die allgemeine Wehrpflicht und die dauerhafte Einrichtung der Landwehr verfügte. Durch die allgemeine Wehrpflicht sollten die Ungerechtigkeiten des Kantonssystems mit seinen vielen Ausnahmen vermieden werden, auch wenn es für Gebildete und Wohlhabende möglich war, als Freiwilliger nur eins statt drei Jahre zu dienen. Der Landwehr sollte jeder preußische Bürger nach seiner Dienstzeit bis zu seinem 39. Lebensjahr angehören, so das die Landwehr als Form der Volksbewaffnung neben dem stehenden Heer eine tragende Rolle spielen konnte. In den beiden Einrichtungen sahen die Reformer die Kluft zwischen Armee und Volk überwunden. Boyen sah den Zusammenhang zwischen Heeresverfassung und Staatsverfassung. Politische Beteiligung am Gemeinwesen waren in seinen Augen Vorbedingungen der Landwehr, die bei konservativen Geistern Skepsis auslöste, weil sie bewaffnete Unruhen fürchteten. Als statt der Einlösung des Verfassungsversprechens die Eingliederung der Landwehr in das reguläre Heer erfolgte, nahm Boyen seinen Abschied.
Friedrich Wilhelm IV. berief ihn von 1841-47 noch einmal zum Kriegsminister. Er starb am 5.02.1848.