21. März 1817 Kartoffelboom in Brandenburg
1817 macht der Kaufmann und Branntweinbrenner Johann Heinrich Leberecht Pistorius aus Weißensee bei Berlin eine folgenschwere Entdeckung: Er hat ein einfaches Verfahren entwickelt, mit dem man aus Kartoffeln Schnaps brennen kann. Das am 21.März erteilte Patent bezieht sich auf das
„ausdrückliche Recht zur Anwendung und Fertigung eines eigenthümlichen Brenn-Apparats.“
Mit dieser Erfindung erobert der preußische Sprit den Weltmarkt, Berlin wird Zentrum des Schnapshandels. Der „Pistoriussche Brennapparat“ revolutioniert in kurzer Zeit die Landwirtschaft in Brandenburg-Preußen. Überall beginnen die Junker und Domänenpächter mit ihrem Kapital und dem Geld, das sie von den Kleinbauern und Ackerleuten für den Freikauf aus der Gutsuntertänigkeit erhalten haben, Schnapsbrennereien zu errichten. „Die Brennerei macht Freude!“ - dieser Ausruf eines beglückten Gutsherren wird in dieser Zeit zum geflügelten Wort. Überall auf den Gütern, Domänen und Höfen rauchen die Schornsteine der Schnapsfabriken. 1831 gibt es in der Provinz Brandenburg mehr als 1400 Brennereien. Schon 1818 beginnt Carl August Ferdinand Kahlbaum mit der Spritreinigung und Likörfabrikation und legt damit den Grundstein für die Schnapsfabrik Kahlbaum. Pistorius verdient genug Geld, um sich das Rittergut in Weißensee kaufen zu können, um nun selbst Kartoffeln anzubauen und Schnaps zu brennen.
Die Kartoffel, die bislang vor allem als Hauptnahrungsmittel der armen Bevölkerung gedient hat, wird nun zum vielseitig verwendeten Rohstoff.
Ein gewinnträchtiger Kreislauf entsteht: Große Teile der Flächen werden jetzt für den Anbau von Kartoffeln genutzt, die auf den sandigen Böden der Mark gut gedeihen. In riesigen Mengen wandern die Erdäpfel in die Brennereien und werden dort zu hochprozentigem Alkohol verarbeitet. Die Rückstände aus der Spritgewinnung dienen als wertvolles Futter für das Vieh in den Ställen. Vor allem Schweine werden mit der Kartoffelmaische gemästet, somit steigt auch die Produktion von Schweinefleisch drastisch an. Schnaps und Fleisch werden für gutes Geld in die Stadt verkauft. Binnen weniger Jahre wird die Kartoffel zum alles beherrschenden landwirtschaftlichen Produkt. Manch einer verdient sich mit der Knolle eine goldene Nase.