Friedrich Wilhelm I in Preußen
"Roi Sergeant Soldatenkönig,"
Friedrich Wilhelm wird am 15.8.1688 in Berlin als einziger Sohn des späteren Königs in Preußen Friedrich I. und seiner Frau Sophie Charlotte geboren. Von 1689 bis 1692 wird Friedrich Wilhelm am Hof seiner Großmutter, der Kurfürstin Sophie von Hannover, erzogen. 1694 erhält Friedrich Wilhelm als Kommandeur zwei eigene Regimenter, ab 1695 übernimmt Burggraf Alexander von Dohna die Erziehung des Kurprinzen, der 1697 vom Hugenotten Jean Philippe Rebeur abgelöst wird. 1698 schenkt der Vater Friedrich Wilhelm zum 10. Geburtstag das Gut Wusterhausen, 1701 erhält er bei der Königskrönung den Titel Prinz von Oranien.
Am 28.11.1706 heiratet Kronprinz Friedrich Wilhelm Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg-Hannover, die Tochter des späteren König Georgs I. von Großbritannien. Sie haben 14 Kinder, von denen vier früh sterben. Entgegen den an den Höfen dieser Zeit üblichen Sitten ist Friedrich Wilhelm seiner Frau treu, hält sich weder Mätressen noch neigt er zu sexuellen Ausschweifungen. Er frönt lieber den Lastern seiner Zeit: der Jagd, dem Rauchen, dem Essen und dem Trinken, letzteres oft übermäßig. Der zukünftige König gilt als Grobian und Choleriker, der gern Untertanen und Nachkommen schlägt. Als er 1713 das total verschuldete Königreich Preußen übernimmt, beginnt er ein radikales Sparprogramm, reformiert Staat und Armee, führt Schulpflicht und das Kantonsreglement, eine Art Wehrpflicht ein. Das Zentrum seiner Staatsidee ist eine starke Armee, der alles zu- und untergeordnet wird. An der Spitze dieses zentral- absolutistischen Staates, dessen Strukturen Friedrich Wilhelm I. kräftig vereinfacht und rationalisiert, steht der König, oberster Feldherr und erster Diener des Staates. Sein Militärwahn drückt sich am deutlichsten in seinem Garderegiment der „ Langen Kerls“ aus, für das der sonst als Geizhals verschrieene König Unsummen ausgibt. Unter seiner Herrschaft verkümmern Kunst und Akademien, es dominiert die von Staatsraison geprägte aufs Praktische ausgerichtete, calvinistisch-pietistische Nüchternheit. So entsteht der Typus des preußischen Untertanen, den blinder Gehorsam, absolute Unterordnung, Gottesfürchtigkeit, Diensteifer, Unbestechlichkeit, Disziplin, Ehrlichkeit, Gerechtigkeit auszeichnen sollen. Geradezu manisch verfasst der König zahllose Edikte, Vorschriften für das Verhalten seiner Untertanen, die peinlich genau befolgt werden sollen.
1715 nimmt der König am einzigen Feldzug in seiner Amtszeit, dem Nordischen Krieg gegen Karl XII. von Schweden, teil, der Preußen die Gebietsgewinne, Vorpommern, Stettin, Usedom, Rügen bringt. Friedrich Wilhelm I. versucht mit diversen Reformen und Projekten Land und Leute voranzubringen. Die meisten Reformen bleiben allerdings stecken, so die Justizreform und der Versuche, die Lage der Bauern und das Domänenwesen zu verbessern. Projekte wie 1713 die Gründung des Lagerhauses, eines großen Textilkonzerns, 1717 die Trockenlegung des havelländischen Luchs, 1727 die Gründung der Berliner Charité erweisen sich als nützliche Ansätze für weitere Entwicklungen. Viel Aufsehen in Europa erregt 1732 die Aufnahme von 20.000 Glaubensflüchtlingen aus Salzburg. Die meisten von ihnen helfen, das durch die Pest heruntergekommene Ostpreußen wieder zu kultivieren.
Schwere Konflikte entstehen zwischen dem rabiaten, aufs Militär fixierten König, und dem intellektuellen, kunstinteressierten Kronprinzen Friedrich. Sie eskalieren, als bekannt wird, dass die Königin hinter dem Rücken des kaisertreuen Königs eine Doppelheirat mit dem englischen Hof anstrebt. Kronprinz Friedrich versucht 1730 auf einer Reise im Süden Deutschlands dem väterlichen Prügelregime zu entfliehen. Als er ertappt wird, fordert der König für seinen Sohn die Todesstrafe. Durch Intervention des Kaisers und der preußischen Richter wird das Urteil abgemildert zu einer Festungshaft in Küstrin. Um ein Exempel zu statuieren, lässt der König den Freund und Helfer Friedrichs, Hermann von Katte vor seinen Augen hinrichten. Nach der Unterwerfung des Kronprinzen unter den Willen des Vaters und einer Zwangsheirat im Jahr 1733, schenkt Friedrich Wilhelm I. 1734 dem Kronprinzen Schloss Rheinsberg. Der König, der zunehmend an Wassersucht leidet, widmet sich in seinen letzten Jahren zunehmend der Malerei. 1739 unternimmt er eine letzte Inspektionsreise ins wiederaufgeblühte Ostpreußen.
Am 31.5.1740 stirbt Friedrich Wilhelm I., mit dem Sohn versöhnt, an Wassersucht in Potsdam. Friedrich II., schreibt später über seinen Vater:
„Es hat nie einen Mann gegeben, der für die Behandlung von Einzelheiten so begabt gewesen wäre. Wenn er sich mit den kleinsten Dingen abgab, so tat er das in der Überzeugung, dass ihre Vielheit die großen zuwege bringt.“