24. März 1721: Die Brandenburgischen Konzerte und das Musikalische Opfer - Bach am Brandenburger Hof
Im Jahre 1718 weilt der Komponist anlässlich der Bestellung eines Cembalos bei der Firma Mietke in Berlin. Er nutzt die Gelegenheit, dem Onkel des regierenden Soldatenkönigs, dem Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg vorzuspielen. 1721 schickt er ihm dann „Six Concerts Avec plusiers instruments“ mit französischer Widmung.
Was der Tonsetzer nicht wissen kann, der Markgraf kann die Konzerte in Berlin mangels Musikern nicht aufführen. Das Hoforchester hat der König bei seinem Amtsantritt umgehend aufgelöst, die Oper geschlossen. Das führt zu dem Kuriosum, dass jene Bachschen Kompositionen, die später den Namen "Brandenburgischen Konzerte" erhalten, zu Lebzeiten des Meisters nicht in Berlin, sondern in Köthen aufgeführt werden. Die Partitur gerät in Vergessenheit und wird nach dem Tode des Markgrafen mit 24 Groschen bewertet. Dafür hätte man früher gerade mal eine Karte für die Oper bekommen.
Der König liebt eher Händel, gespielt von einer Militärkapelle. Ein Höfling erinnert sich:
Und endlich hörte er noch und zuweilen und gern Musik auf eine ganz eigentümliche Art exekutiert. Er ließ sich nämlich einige Male in der Woche an Winterabenden Arien und Chöre aus heroischen Opern, besonders aus Händels Alessandro und Siroë auf Blasinstrumenten von den Hoboisten des Potsdamer Garderegiments vorspielen. Bei diesen Blasinstrumentkonzerten standen die Musiker mit ihren Pulten und Lichtern an dem einen Ende des langen Saals und der König saß ganz allein am andern. Zuweilen, natürlich nach einem kopiosen Diner schlief er bei dieser heroischen Musik ein. Eine besondere Kapelle hatte Friedrich Wilhelm nicht: bei Hoffeierlichkeiten versahen die Hoboisten des Garderegiments deren Stelle.
Keine Chance für Bach und die Brandenburgischen Konzerte. Erst unter Friedrich II. spielt Musik wieder eine Rolle am königlichen Hofe. Am 8.Mai 1747 bescuht der 62-jährige Bach auf Vermittlung seines Sohnes Carl Philipp Emmanuel, zu der Zeit „Kammermusikus“ am Hofe Friedrichs den König. Bach bittet um Friedrich II um ein Thema, das Bach sofort als Improvisation ausführt. Der König legt nach und verlangt eine sechsstimmige Fuge auf dasselbe Thema. Auch für einen Meister wie Bach nicht improvisierbar. Doch sein Ehrgeiz ist geweckt: Nach nur 2 Monaten Kompositionsarbeit sind sogar 2 Fugen, 10 Kanons und eine Triosonate fertig. Bach gibt dem Werk den Namen “Das musikalische Opfer“ und überschreibt es mit:
Regis Iussu Cantio Et Reliqua Canonica Arte Resoluta. (Auf Geheiß des Königs wurden das Thema und die Zusätze nach der Kunst des Kanons aufgelöst).
In den Anfangsbuchstaben der Widmung - Ricercar(e) – steckt vielleicht eine Aufforderung Bachs an den Monarchen, seine Komposition zu entschlüsseln