17. August 1786 Der Alte Fritz stirbt kinderlos: Sein Nachfolger Neffe Friedrich Wilhelm II. veranlasst gegen den Willen des Verstorbenen großes Staatsbegräbnis
Ich fand zwar bei meiner Ankunft nach drei Uhr den in jeder Rücksicht großen Kranken mit etwas freierem Bewußtsein, so daß er die Umstehenden kannte, aber doch erinnerte er sich seiner noch nicht expedierten Kabinettsgeschäfte zum ersten Male in dem ganzen Verlauf seiner Regierung nicht und dies war mehr als hinlänglicher Beweis von dem hohen Grade seines Übelbefindens, nur sterbend konnte er fähig sein, seine Geschäfte zu vergessen, und dieser Umstand schreckte mich mehr als alles übrige.... Plötzlich stellte sich um 9 Uhr ein beständiger kurzer Husten mit starkem Röcheln auf der Brust ein, der nach und nach das Atemholen erschwerte und morgens, den 17.August um 2 Uhr 20 Minuten die Maschine dieses außerordentlichen Geistes zum Stillstand brachte.
So lautet der Bericht des Leibarztes Dr. Selle. Der König stirbt mit 74 Jahren in einem Sessel in seinem Arbeitszimmer in Sanssouci. Nach einem Schlaganfall hatte ihn monatelang die Wassersucht gequält.
Ich bin nicht mehr als ein altes Gerippe; ich tauge zu nichts mehr als hingeworfen zu werden auf den Anger,
hatte der König seinem Arzt erklärt. Der Tote wird in die Uniform seiner Leibgarde gekleidet und am 18. August im Audienzzimmer des Potsdamer Stadtschlosses aufgebahrt, wo ihn jedermann sehen kann. Bereits 1752 hatte Friedrich II. für den Fall seines Todes verfügt:
Ich habe als Philosoph gelebt und will als solcher begraben werden, ohne Pomp, ohne Prunk und ohne die geringsten Zeremonien. Ich will weder geöffnet noch einbalsamiert werden. Sterbe ich in Berlin oder Potsdam, so will ich der eitlen Neugier des Volkes nicht zur Schau gestellt und am dritten Tag um Mitternacht beigesetzt werden. Man bringe mich beim Schein einer Laterne und ohne daß mir jemand folgt, nach Sanssouci und bestatte mich dort ganz schlicht auf der Höhe der Terrasse, rechterhand, wenn man hinaufsteigt, in einer Gruft, die ich mir habe herrichten lassen...
Sein Neffe, der neue König Friedrich Wilhelm II.ignoriert das Vermächtnis des Onkels und lässt seinen Onkel am 9. September mit großem Pomp in der Potsdamer Garnisonkirche neben seinem Vater, dem Soldatenkönig, beisetzen. Der Trauerzug mit dem leeren Paradesarg wird begleitet vom neuen König, dem Hofstaat, Militärs und Ministern. Zum Abschluss findet ein Gastmahl für 560 Personen statt. Der französische Gesandte Mirabeau beobachtet keine Trauer, eher Benommenheit:
Kein Bedauern wird laut, man hat keinen Seufzer, kein lobendes Wort! Ist das das Resultat so vieler gewonnener Schlachten, so vielen Ruhms? Ist das Ende einer beinahe ein halbes Jahrhundert währenden Regierung, die so reich war an Großtaten? Alle Welt wünschte sein Ende herbei – alle Welt beglückwünscht sich!
Erst über 200 Jahre später werden die sterblichen Überreste des Königs nach mancherlei Irrfahrten durch Deutschland und die deutsche Geschichte in der Gruft von Sanssouci neben seinen Hunden beigesetzt. Da ist Preußen schon fast ein halbes Jahrhundert von der Landkarte verschwunden.