31. Mai 1740: Ein Philosoph auf dem Thron - Neuer preußischer König Friedrich II. erlässt menschenfreundliche Edikte
Der junge König Friedrich II. ist ein Phänomen, das ganze Gegenteil seines Vaters, scheint es. Ein Erlass jagt den anderen, alle erstaunlich, alle fortschrittlich. Die Minister sollen gute Laune haben und niemanden drangsalieren, die Folter soll abgeschafft, die Prügelstrafe gemildert und Kindesmörderinnen nicht mehr ertränkt werden. Die Gattin wird ins Exil des Schlosses Schönhausen geschickt, man sieht sich nur noch zu offiziellen Anlässen. Auch seine Mutter will der König nicht mehr am Hof haben. Sie erhält Schloss Monbijou als Ruhesitz. Kornkammern werden für die Armen geöffnet, Zeitungen gegründet, die Zensur teilweise aufgehoben und - ein jeder soll nach seiner Fasson selig werden. Das Regiment der Langen Kerls wird aufgelöst und an andere Regimenter verteilt. Ein Opernhaus wird in Auftrag gegeben. Friedrich erhöht die Gehälter der Wissenschaftler, ruft führende Philosophen und Schriftsteller nach Berlin und den verbannten Erzieher seiner Jugend, Charles Egide Duhan. Der vom Vater vertriebene Philosoph Christian Wolff wird an die Universität Halle berufen, Voltaire gestattet sich zunächst nur eine Stippvisite in Berlin und tritt zehn Jahre später in des Königs Dienste. Europa ist beeindruckt von der intellektuellen, aufgeklärten, kunstliebenden, ja fast heiteren Hofhaltung des neuen Königs. Aber dieses Bild strahlt nur eine kurze Zeit. Über den rasch folgenden Kriegen tritt es in den Hintergrund. Doch zunächst lenkt es davon ab, dass der neue König sofort die Armee aufstockt - um 17 Infanteriebataillone und ein Kavallerieregiment.
So ist die Regierung Friedrich II. ein Kontrastprogramm. Bedingungsloser Gehorsam und Staatsräson, Toleranz und Gerechtigkeit, egozentrische Machtpolitik, aufklärerische Humanität und zynische Menschenverachtung prägen seinen politischen Stil. Friedrich beeilt sich mit seinem Huldigungsbesuch in Königsberg. Bereits am 20.Juli hat er die Sache ohne Pomp hinter sich gebracht und reist ohne Eskorte wieder ab. Schon ein halbes Jahr nach seinem Machtantritt zieht es den aufgeklärten Monarchen, den "König der Philosophen" wie Voltaire ihn euphorisch nennt, in einen abenteuerlichen Krieg, zum „Rendezvous des Ruhmes“.