25. Februar 1713 Der neue König startet mit einem Sanierungsprogramm
Am 25.2.1713 ist König Friedrich I. in Berlin gestorben.
Kaum hatte der neue König, der bis zum letzten Augenblick bei seinem sterbenden Vater gewesen war, seine Zimmer wieder betreten, als er dem Obermarschall von Printzen durch seinen Kammerdiener Abt den Befehl hinaussagen ließ, den Hofetat ihm zu überbringen. Als er die Liste ein wenig überlaufen hatte, verlangte er eine Feder, und durchstrich den ganzen Etat, indem er dem bestürzten Marschall erklärte, daß er hiermit sämtliche Hofchargen aufhebe und kassiere, doch sollte sich niemand vom Hof entfernen, bis das Begräbnis des verstorbenen Herrn gehalten worden sei.
Am nächsten Tag lässt der 25-jährige Friedrich Wilhelm seine Truppen den Eid schwören, dann setzt er sich aufs Pferd und reitet nach Wusterhausen bei Berlin. Dort im Schloss seiner Jugend entwirft er erste Maßnahmen, um von den 20 Millionen Talern Staatsschulden seines Vaters herunterzukommen. Als konsequenter Sanierer beginnt er damit, im eigenen Hause zu sparen. Massenentlassungen und radikale Gehaltskürzungen sind die Folge. Das Volk reimt schadenfroh:
„Wer große Bissen eingeschluckt,
dem hilft er von dem Steine,
wer sich in Kutschen fahren ließ,
den bringt er auf die Beine.
...Wer sich in Sänften tragen ließ,
der kann nun wieder gehen.
Wer auf der faulen Seite lag,
beginnet aufzustehen.“beginnet aufzustehen.“
Am Ende hat er die Gehaltskosten seines Hofes von 276.000 auf 55.000 Taler reduziert und die Ränge bei Hofe von 142 auf 46. Über allen steht das Militär, erst auf Rang fünf kommen die höchsten Zivilbeamten, die Geheimen Räte und Minister. Im Zentrum des Staates steht die Armee, an ihrer Spitze der König, ihr oberster Feldherr und erster Diener des Staates. „Ich will der Generalfeldmarschall und der Finanzminister des Königs von Preußen sein, das wird dem König von Preußen gut bekommen“ verkündet er.
Von den 24 Schlössern seines Vaters behält Friedrich Wilhelm I. sechs, die anderen werden verpachtet oder veräußert, Lustgärten macht der König zu Exerzierplätzen. Die Hofkapelle wird aufgelöst, die kostbaren Weine, der Krönungsmantel, Karossen, Pferde, Sänften, Tafelsilber, Möbel werden verkauft oder versteigert. Der Wegfall von lukrativen Aufträgen für den Hof treibt viele Handwerker der Residenz in den Ruin. Akademien erhalten keine Förderung mehr, die Oper wird geschlossen. Ein kultureller Kahlschlag ohnegleichen. Keine üppigen Perücken mehr, der kurze Soldatenzopf ist jetzt Mode, keine prunkvollen Gewänder, sondern der schlichte Soldatenrock. Das barocke aufgedonnerte Europa staunt. Ein König wäscht sich - mit Wasser - und bringt die Reinlichkeit seinen Untertanen bei - mit dem Stock.
In den Schlössern und Bürgerhäusern breitet sich Panik aus. Vorbei mit Prunk, Luxus, Schlendrian, Korruption, Vetternwirtschaft, Bereicherung und mit dem Nachäffen des französischen Hofes. Des Königs Trinksprüche gehen gegen die „Blitzfranzosen, dieses Kanaillenpack“ oder „Auf Germania teutscher Nation! Ein Hundsfott, der’s nicht von Herzen meint.“ In Preußen wird von nun an deutsch gesprochen.