Absolutismus
Der Begriff tritt im staatstheoretischen Diskurs in Deutschland erst nach 1834, in Frankreich sogar erst nach 1850 auf und bezeichnet nachträglich die europäische Epoche des 17. und 18. Jh. mit Staatsformen der uneingeschränkten monarchischen Macht. Der Absolutismus entstand aus dem Königtum des späten Mittelalters im Bund mit dem Bürgertum gegen das Feudalsystem und den Adel. Entscheidend für seine Ausbildung (auch in Preußen unter dem Großen Kurfürsten) war, daß das Steuerbewilligungsrecht der Stände gebrochen und stehende Heere eingeführt wurden. Abgesehen von der Kunst, die von der Repräsentationsfreude der Herrscher sehr profitiert hat, bestehen die Leistungen für die Nachwelt (auch in Preußen) in der Schaffung einer modernen Verwaltung und der Herstellung einer Rechtseinheit innerhalb des Territoriums. Frühe Theoretiker des monarchischen Absolutismus sind Jean Bodin, namentlich in den sechs Büchern über den Staat (1576) und Thomas Hobbes im "Leviathan" (1651). Man unterscheidet Früh- und Glaubensabsolutismus, höfischen oder Hochabsolutismus, aufgeklärten und Spätabsolutismus. Seine höchste Ausbildung erfährt der Absolutismus unter Ludwig XIV. mit dem berühmt gewordenen, Staat und Herscherperson gleichsetzenden Satz "L'état c'est moi", der für die Fürsten in fast ganz Europa zum Vorbild wurde; in Versailles sahen sie Zentralisierung der Macht, Ausschaltung des Adels und der Stände, Legitimierung der Herrschaft durch Bibel und Theologie verwirklicht. Zar Peter der Große und Friedrich I. von Preußen eiferten Frankreich nach. Doch setzt spätestens zu diesem Zeitpunkt auch bereits die Gegenbewegung ein, die um so mehr an Boden gewinnt, je stärker sich die überspannte Außenpolitik absolutistischer Herrscher, die Kosten der stehenden Heere, der Flotten, der Hofhaltung, Kriege, Festungsbau usw. auf die Finanzen des Staates und die Steuerlast des Volkes auswirkte, denn der Merkantilismus, die zum Absolutismus gehörende Wirtschaftsform, konnte den gewaltigen Finanzbedarf auf die Dauer nicht decken. Einflußreiche Theoretiker der Beschränkung der fürstlichen Macht aus dem Naturrecht und der Gewaltenteilung sind John Locke (Two Treatises of Government, 1690) und Charles de Montesquieu (De l'esprit des lois, 1748). Die Kritik der Aufklärung und das Aufkommen einer öffentlichen Meinung leiten die Modifikation des aufgeklärten Absolutismus ein, zu dessen prominentesten Vertretern der geistreiche und schreibfreudige Friedrich II. gehört, der mit Voltaire in Kontakt steht und noch vor seiner Thronbesteigung in seinem Anti-Machiavell (1740) für sich das politische Programm des gegen despotische Fürstenwillkür gerichteten, vernunftgeleiteten Herrschaftsstil entwirft, in dem er selbst sich als ersten Diener seines Staates sieht ("Le roi est le premier domestique de l'Etat"), der sich am Gemeinwohl und nicht am Eigennutz seines Hauses orientiert - oder jedenfalls nicht nur. Bis zu dem durch die Aufklärung und die Französische Revolution eingeleiteten Säkularisierungsprozeß blieb der Absolutismus stark konfessionell und kirchenpolitisch gebunden, das Streben nach enger Verbindung zwischen Thron und Kirche ist noch im Spätabsolutismus des 19. Jh. und seinem Begriff von " Gottesgnadentum" deutlich.