Karte 1763

Fluchthelfer des Kronprinzen Friedrich in Küstrin wegen Hochverrats hingerichtet

Collage Friedrich II. von Preußen Kronprinz Friedrich (II.) von Preußen mit 11 Jahren Fluchtversuch des Kronprinzen Friedrich Brief des Königs Friedrich Wilhelm I. vom 27.11.1730 an Pfarrer Müller betreffend die Hinrichtung Kattes Kriegsgerichtsurteil zum Fluchtversuch des Kronprinzen, königliches Todesurteil für Katte Kriegsgerichtsurteil zum Fluchtversuch des Kronprinzen, königliches Todesurteil für Katte Kronprinz Friedrich wird von seinem Vater verhört

Friedrich hat sich einen anderen Vater gewünscht und Friedrich Wilhelm einen anderen Sohn. Der Vater gibt minutiöse Anweisungen, wie das Leben des Sohnes abzulaufen hat. Die Instruktionen zeugen von einer Verabsolutierung der Erziehung, so als könnte man mit ausgeklügelter Pädagogik den perfekten Menschen produzieren.

Der König ist dennoch nicht mit dem Ergebnis seiner pädagogischen Bemühungen zufrieden. Ein Kronprinz, der Flöte spielt und französische Bücher liest!? Er schreibt ihm:


"Sein eigensinniger böser Kopf, der nit sein Vater liebet, dann wann man nun alles thut, absonderlich seinen Vater liebet, so thut man was er haben will, nit, wenn er dabei stehet, sondern wenn er nit alles sieht. Zum andern weiß er wohl, daß ich keinen efeminirten Kerl leiden mag, der keine mennliche Inclinationen hat, der sich schämt, nit reiten noch schießen kann, und dabei mal propre an seinem Leibe, seine Haare, wie ein Narr sich frisiret und nit verschneidet und ich alles dieses tausendmal retremandiret, aber alles umsonst und keine Besserung in nits ist. Zum andern hoffärthig, recht baurenstolz ist, mit keinem Menschen spricht, als mit welche, und nit popular und affabel ist, und mit dem Gesichte Grimassen macht, als wenn er ein Narr wäre, und in nits meinen Willen thut, als mit der Force angehalten; nits aus Liebe und er alles dazu nits Lust hat, als seinem eigenen Kopf folgen, sonst alles nitz nütze ist. Friedrich Wilhelm."


Der Konflikt eskaliert auf einer Inspektionsreise, die den König, den Kronprinzen und Gefolge nach Süddeutschland führt. Der Kronprinz beabsichtigt, nach Holland zu entkommen, um von dort weiter nach England zu fliehen. Zwei Fluchtversuche scheitern, der letzte in Steinsfurth bei Sinsheim. Der Vater ist außer sich. Sein Sohn, der Sohn des obersten Bestimmers und Dieners, ein Deserteur. Der König lässt den Kronprinzen unter schwerster Bewachung auf die Festung Küstrin bringen. Zweimal ist der Vater nahe daran, den Sohn in seiner Rage umzubringen, was Offiziere verhindern. Seine Frau erschreckt der König mit der Mitteilung, dass er den Schuft Fritz habe hinrichten lassen. Freund und Helfer von Katte wird verhaftet und ebenfalls nach Küstrin gebracht. Von einem Kriegsgericht verlangt der König, beide, Fritz und von Katte, zum Tode zu verurteilen. Das Gericht weigert sich ein Urteil über den Kronprinzen zu fällen, den Helfer verurteilt es zu lebenslänglicher Festungshaft. Dem König ist das nicht genug. Er will ein Exempel statuieren,


„wenn das Kriegsgericht dem Katten die Sentenz publiciret, soll ihm gesagt werden, daß Sr.Königl. Majest. es leydt thäte; es wäre aber beßer, daß er stürbe als daß die Justitz aus der Welt käme. Wusterhausen d. 1. November 1730. Friedrich Wilhelm"


und lässt von Katte vor den Augen des Sohnes in Küstrin hinrichten. Verehrer des Preußenkönigs haben in Sinsheim eine Tafel angebracht:

“Hier blieb auf seiner Flucht am 4./5. August 1730 Friedrich der Große dem Vaterlande erhalten.“

Eine Gedenktafel für einen Mann, der weder seinen Vater noch sein Vaterland Preußen wollte.