Moses Mendelssohn
6.9.1729 in Dessau
4.1.1786 in Berlin
Übersetzer, Philosoph
Moses Mendelssohn wird am 6.9.1729 in Dessau als Sohn eines jüdischen Schulmeisters geboren, der ihm den ersten Elementarunterricht gibt. Um seine Kenntnisse in der traditionellen jüdischen Gelehrsamkeit zu vervollkommnen, folgt er im Alter von vierzehn Jahren seinem Lehrer, dem Talmudisten David Fränkel nach Berlin. Zuerst wird er von der Gemeinde unterstützt, dann wird er Hauslehrer bei dem Seidenfabrikanten Isaak Bernhard. Seit 1754 arbeitet er als Buchhalter in der Bernardschen Firma, nach dem Tod Bernhards 1768 auch Teilhaber. Mendelssohn führt das Geschäft dann bis zu seinem Tod 1786.
In Berlin begann sich Mendelssohn für die nichtjüdische Bildung und Kultur zu interessieren. Ein großer Glücksfall für den äußerst lernbegierigen Mendelssohn war die Bekanntschaft mit Aaron Gumpertz, den er 1749 kennen lernt. Gumpertz bringt ihm Englisch und Französisch bei (auch korrektes Deutsch musste Mendelssohn sich erst aneignen,) und führt ihn in die Berliner Gesellschaft ein. Er stellt Mendelssohn Lessing vor, die von da an eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte. Lessing war es auch, der 1755 anonym Mendelssohns Erstling, die mit Interesse aufgenommene philosophischen Gespräche veröffentlichte.
Große Bekanntheit erlangte Mendelssohn als Kritiker von literarischen und philosophischen Werken. Seine Rezensionen veröffentlichte er in den von ihm gemeinsam mit Friedrich Nicolai herausgegebenen „Briefen, die neueste Literatur betreffend“. Sein an den gleichnamigen platonischen Dialog angelehnter „Phädon oder über die Unsterblichkeit“ (1767) wurde eines der populärsten Werk der deutschsprachigen Aufklärung überhaupt. Erwähnenswert sind außerdem seine Spätwerke „Jerusalem oder über religiöse Macht und Judentum“ (1783) und „Morgenstunden oder Vorlesungen über das Dasein Gottes“ (1785).
Mendelssohn war aber nicht nur ein Vertreter der deutschen Spätaufklärung, der sich an sein deutsches Publikum wandte, sondern produzierte auch für die jüdische Öffentlichkeit. Seine bedeutendste Leistung ist in dieser Hinsicht die Übertragung der fünf Bücher Mose und der Psalmen vom Hebräischen ins Deutsche. Die deutsche Übersetzung war mit hebräischen Buchstaben geschrieben, so dass den lernwilligen Juden ein Buch in korrektem und gutem Deutsch zu Verfügung stand, das sie auch Lesen konnten.
In den Mittelpunkt des Interesses rückte Mendelssohn, der immer vehement für Toleranz eingetreten war, ohne auch nur im geringsten von seiner streng religiösen Lebensweise abzurücken, als der Schweizer Theologe Lavater ihn aufforderte, zum Christentum überzutreten. Mendelssohn lehnte ab mit der Begründung, dass die Vereinheitlichung der Bekenntnisse dem Prinzip der Toleranz widerspreche. Toleranz wiederum sei die einzig mögliche Reaktion auf die offensichtlich gottgewollte Mannigfaltigkeit.
Als Persönlichkeit von internationalem Rang plädierte Mendelssohn immer wieder für die „bürgerliche Verbesserung“, d. h. Gleichstellung der Juden. Er erhielt Hilferufe von in Bedrängnis geratenen jüdischen Gemeinden. So erreichte er 1781 durch seine Intervention die Aufhebung der Ausweisungsverfügung gegen die Dresdner Juden.
Der weithin bekannte und geachtete Mendelssohn selbst erhielt nur durch die Fürsprache eines einflussreichen Freundes nach seiner Heirat 1763 ein Schutzprivileg, das aber nur für ihn selber galt. Seine Frau und seine Kinder erlangten erst kurz vor seinem Tode am 04.01.1786 ein unbeschränktes Aufenthaltsrecht. Zu Mendelssohns Nachfahren zählt der Komponist Felix Mendelssohn-Bartholdy sowie zahlreiche bedeutende Wissenschaftler und Künstler. Er selber wurde für die deutschen Juden zum Symbol für das Streben nach und die Verheißung von Gleichberechtigung und Anerkennung.