Johann Caspar Lavater
15.11.1741 in Zürich
2.1.1801 in Zürich
Schiftsteller, Theologe
Der aus einer alten Ratsfamilie stammende Johann Caspar Lavater wurde 1741 in Zürich geboren. Er studierte in seiner Heimatstadt Theologie und wurde 1762 zum Priester geweiht. Später bekleidete er verschiedene Diakons- und Pfarrersstellen in Zürich. Auf einer langen Reise in den Jahren 1763/64 vermittelte ihm sein Begleiter, der Berliner Schriftsteller Johann Georg Sulzer die Bekanntschaft der Größen der Zeit, unter ihnen Moses Mendelssohn. Auch mit Johann Gottfried Herder und Johann Wolfgang von Goethe schloss er Freundschaft.
Seine ästhetischen Schriften wie die „Physiognomischen Fragmente“ übten einen starken Einfluss auf die Autoren der Klassik aus. So ist etwa die Vorstellung von der „Naturwüchsigkeit des Genies“ Gemeingut der klassischen Ästhetik geworden. Ein starkes Echo rief seine Physiognomik hervor, die von einem engen Zusammenhang zwischen der Formung des Charakters und der Gesichtszüge ausging und diesen erforschte. Goethe war einige Jahre ein überzeugter Anhänger dieser Lehre, die dann aber in erster Linie Widerspruch hervorrief. Herder, Lichtenberg und Schiller verfassten Gegenschriften, die nicht zuletzt durch Lavaters Neigung zum Spiritismus und Wunderglaube Nahrung erhielten, durch die er außerdem viele seiner Freunde entfremdete. Diese Neigung war nur ein Ausdruck für die Schwierigkeiten, die Lavater mit der unvermeidbaren Schwächung des Religiösen durch den Individualismus der Zeit hatte. Ein anderer war sein Hang zu Intoleranz und Proselytismus, von dem auch Goethe nicht verschont blieb. Der bekannteste Fall war die Aufforderung an Moses Mendelssohn, entweder die Überlegenheit des Christentums zu beweisen oder zurückzutreten, die ihm scharfe Polemik von Seiten Friedrich Nicolais und Lichtenbergs einbrachte. Unabhängig von seiner umstrittenen Position in der Gelehrtenwelt war Lavater ein durchaus populärer Autor, dessen Werke und Vorstellungen auch in Preußen in Mode waren.
Lavater starb 1801 an einer Kugel, die er zwei Jahre zuvor bei der Einnahme Zürichs durch französische Truppen erhalten hatte.