Gotthold Ephraim Lessing
22.1.1729 in Kamenz
15.2.1781 in Braunschweig
freier Schriftsteller, Herausgeber, Philosoph, Übersetzer
Lessing wurde am 22.1.1729 im Pfarrhaus von Kamenz/Niederlausitz geboren. Nach der Lateinschule bestand er die 1741 Aufnahmeprüfung für die kursächsische Fürstenschule St. Afra, die er fünf Jahre später vorzeitig verlassen durfte. Er immatrikulierte sich in Leipzig für Theologie, fand aber mehr Gefallen an humanistischen Studien sowie Tanzen und Fechten in einem Kreis literatur- und theaterbegeisterter junger Leute, deren Kontakte zu Schauspielern ihm den Weg zu ersten Erfahrungen mit dem Theater öffneten.
Wegen fälliger Bürgschaften unter Druck geraten, verließ er Leipzig und kam nach Berlin. Dort bekam er Anschluss an die aufblühende journalistisch-literarische Szene und erwarb sich durch die Arbeit bei verschiedenen Zeitungen einen Ruf als Kritiker. Moses Mendelssohn und Friedrich Nicolai, mit denen er 1759 die äußerst einflussreiche Literaturwochenschrift „Briefe, die neueste Literatur betreffend“ gründete, wurden ihm zu lebenslangen Freunden. Außerdem gab er die erste deutsche Theaterzeitschrift (mit) heraus, in der er die Lösung von der französischen Theatertradition forderte. Das bürgerliche Trauerspiel „Miss Sara Sampson“ (1755) wurde sein erster großer Erfolg..
1760 verließ er Berlin, wo Querelen zwischen den Freunden ausgebrochen waren und er erfolglos eine feste Anstellung gesucht hatte, um eine Stellung als Sekretär beim preußischen General v. Tauentzien anzunehmen. In dieser Zeit entstanden kunst- und literaturtheoretische Schriften. Seine Erlebnisse im Siebenjährigen Krieg gaben dem Lustspiel „Minna von Barnhelm“ (1767) sein realistisches Kolorit.
1766/67 war Lessing Mitarbeiter des Hamburger Nationaltheaters, das eine deutsche Theatertradition begründen helfen sollte. Aber schon nach einem Jahr ging das von Hamburger Bürgern getragene Projekt wieder ein. Auch ein mit dem Freund Johann Bode gestartetes buchhändlerisch-verlegerisches Gemeinschaftsunternehmen scheiterte. So war es neben seiner Bücherliebe auch finanzielle Bedrängnis, die ihn dazu bewegte, die Stelle eines Bibliothekars an der herzoglichen Bibliothek in Wolfenbüttel anzunehmen, die er 1770 antrat. 1772 wird sein berühmtes Stück „Emilia Galotti“ in Braunschweig uraufgeführt. Zu dem von Lessing angestrebten Skandal führte 1777 die Edition von Fragmenten aus der „Apologie oder Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes“ des damals bereits verstorbenen Orientalisten Reimarus. Die darin enthaltene rationalistische Bibelkritik ließ Kirchenmänner Sturm laufen und führte zur strengen Zensur aller von Lessing herausgegebenen Schriften durch den Herzog von Braunschweig. Die Affäre hatte auch Einfluss auf sein bekanntestes Werk: der Aufruf zur Toleranz in „Nathan der Weise“ (1779), in dem die fromme Praxis das Pochen auf absolute Wahrheit überwindet, wurde sein Vermächtnis.
1777 verlor er seinen neugeborenen Sohn und seine Frau, die er erst im Jahr zuvor geheiratet hatte. Zum Schluss auf seinem Posten in der Kleinstadt Wolfenbüttel zunehmend vereinsamt, starb er in Braunschweig am 15.02.1781.