Vormärz
Die Zeit zwischen dem Wiener Kongress (1815) und der deutschen Märzrevolution (1848). Man teilt den Vormärz manchmal in zwei einzelne Epochen mit den Bezeichnungen " Restauration" (1815 – 1830) und "Vormärz" (1830 – 1848) ein. Vier Kennzeichen charakterisieren diesen Zeitraum: Erstens: der Kampf gegen die nationalen Bestrebungen, die aus der patriotischen Stimmung der Befreiungskriege herrührten, die nun in ihrer Hoffnung auf eine deutsche Einigung enttäuscht wurden. Es blieb bei der Zersplitterung in bis zu 39 deutsche Einzelstaaten, die im Rahmen des Deutschen Bundes nur locker verbunden waren. Der Protest der in Burschenschaften organisierten Studenten hatte 1819 die Karlsbader Beschlüsse zu ihrer Unterdrückung zur Folge. Zweitens: die Verweigerung einer Demokratisierung. Zwar wurden in Süddeutschland bereits 1818/19 Volksvertretungen geschaffen, die dem Bürgertum ein begrenztes Mitspracherecht einräumte, aber Preußen hielt am Absolutismus fest. Anderswo wurden bereits erreichte Erfolge wieder rückgängig gemacht. So hob 1837 König Ernst August von Hannover die Verfassung von 1833 wieder auf, nachdem die Personalunion zwischen England und Hannover aufgelöst worden war, und entliess die Göttinger Sieben, eine Gruppe von Dozenten, die dagegen protestiert hatte, aus ihren Ämtern. Drittens: die Forderung nach Liberalisierung, was sowohl Pressefreiheit als auch Organisations- und Versammlungsfreiheit wie Gewerbefreiheit meinte. Doch nach der Julirevolution 1834 in Paris verschärften sich mit den Wiener Ministerialbeschlüssen Demagogenverfolgung und Pressezensur weiter. Verfolgte wie Heinrich Heine, Karl Marx, Georg Herwegh, Ferdinand Freiligrath emigrierten nach Paris oder in die Schweiz. Viertens: die soziale Not. Nach 1830 setzte, verstärkt durch den Bau der ersten Eisenbahnen ab 1835, die Industrialisierung ein, die für grosse Teile der Bevölkerung eine massive Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen zur Folge hatte und im schlesischen Weberaufstand von 1844 ihren ersten berühmt gewordenen Ausdruck fand. Das Elend steigerte sich 1846/47 zu Hungersnöten und ersten Revolten in Berlin. Die Unzufriedenheit über die Verhältnisse war demnach vielschichtig, reichte vom Bürgertum bis in die unteren Schichten und führte schließlich zur Erhebung im März 1848.