Karte 1803

Demagogenverfolgung

Schlagwort für die repressiven Maßnahmen der Regierungen des Deutschen Bundestages 1819/1830. Aus Anlaß der Ermordung des Schriftstellers August Kotzebues durch den Burschenschaftler Karl Ludwig Sand, der in seinem Opfer einen russischen Spion und einen der führenden reaktionären Kräfte in Deutschland sah, berief der Bundestag unter Führung Metternichs eine Konferenz nach Karlsbad ein, an der Minister aus 10 Bundesstaaten teilnahmen (Österreich, Preußen, Bayern, Sachsen, Hannover, Württemberg, Baden, die beiden Mecklenburg und Nassau). Die Karlsbader Beschlüsse wurden dem Frankfurter Bundestag am 20. September 1819 zur Beschlußfassung vorgelegt und angenommen. Der Bundestag in Frankfurt/M. setzte aufgrund der Beschlüsse 1819 eine Zentral-Untersuchungskommisssion in Mainz zur Untersuchung demagogischer und revolutionärer Umtriebe ein. Die Burschenschaften, die Turnerschaft, die Presse und Angehörige der Universitäten wurden verfolgt, verhaftet oder amtsenthoben, u.a. Ernst Moritz Arndt, Ludwig Jahn, Karl Theodor Welcker; überwacht wurde F.D.E. Schleiermacher; Joseph von Görres flüchtete. Als in Preußen die Minister Wilhelm v. Humboldt und Hermann von Boyen, der Großkanzler Karl Friedrich von Beyme und der General Karl von Grolmann gegen die Beschlüsse Einspruch erhoben, wurden sie entlassen. Der Mörder Kotzebues wurde 1820 hingerichtet.