Heinrich Heine
13.12.1797 in Düsseldorf
17.2.1856 in Paris
Heinrich, ursprünglich Harry Heine, wurde 1797 als Sohn eines jüdischen Tuchkaufmanns in Düsseldorf geboren. Er erlernte er den väterlichen Beruf, für den er aber wenig Sinn hatte, so das sein eigenes Manufakturwarengeschäft 1819 bankrott ging. Im gleichen Jahr begann er ein Jurastudium. Er studierte in Bonn, Berlin und Göttingen, wo er 1825 promoviert wurde. In Berlin hörte er Geschichte und Philosophie, vor allem Hegel. In den Salons, in denen Frauen wie Rahel Varnhagen die geistigen Protagonisten der Epoche zusammenführten, fand er erste Anerkennung für seine Gedichte, von denen der erste Band 1821 erschienen war. Das gute Echo, das es erzeugte, ermöglichte ihm die regelmäßige Veröffentlichung von Gedichten, Rezensionen und Feuilletons, z. B. der „Briefen aus Berlin“. Mit ihnen begannen seine Probleme mit der Zensur.
Hatte er Anfang der zwanziger Jahre noch dem „Verein für die Wissenschaft des Judentums“ angehört, der einen neuen, wissenschaftlichen Zugang zum Judentum schaffen wollte, ließ er sich bereits wenige Jahre später taufen, um den aus seiner Religionszugehörigkeit erwachsenden Benachteiligungen zu entgehen. Er nannte die Konversion das „Entreebillett zur europäischen Kultur“.
Heines Versuche, sich in einem bürgerlichen Beruf zu etablieren, schlugen fehl, nicht zuletzt wegen seiner damals noch ungewöhnlichen, sehr liberalen politischen Einstellung, die ihn verdächtig machte. So wurde er freier Schriftsteller und Publizist. 1826-30 erschienen seine „Reisebilder“ aus dem Harz, England, Oberitalien und der Nordsee. In ihnen mischte er auf neuartige Weise im Plauderton Banales und Emotionales, Witziges und Tiefsinniges. Sein 1827 erschienener Gedichtband „Buch der Lieder“ wurde zu einem der populärsten überhaupt. Zahlreiche Gedichte aus ihm wurden von Schumann, Schubert, Brahms und anderen vertont.
Ein Jahr nach der Julirevolution in Frankreich siedelte er nach Paris über. Er hoffte, hier die Durchsetzung der Freiheit miterleben zu können. Schon lange hatte er eine besondere Beziehung zu Frankreich, zu dem seine Heimatstadt in seiner Kindheit zeitweise gehört hatte. Unter französischer Herrschaft waren die Juden den Christen gleichgestellt worden, und die Persönlichkeit Napoleons hatte den jungen Harry fasziniert.
In Paris schrieb er für die Augsburger „Allgemeine Zeitung“ über das kulturelle und politische Leben in der Hauptstadt Europas. Andersherum stellte er in „L’Europe littéraire“ den literarischen Kreisen Frankreichs, in deren Salons er schnell Einlass und Anerkennung gefunden hatte, die neue deutsche Literatur der Romantik vor, genauso wie die zeitgenössische deutsche Philosophie in „Geschichte der Religion und Philosophie“. Er sah die Philosophie Hegels als einen Wendepunkt und das Ende des Idealismus an. Das lag nicht zuletzt am Einfluss der französischen Frühsozialisten, die ihn genauso wie einige Jahre später Marx nachhaltig beeindruckten und deren Bedeutung er vorhersah, die ihn mit ihrer Rigorosität aber auch abschreckten.
Trotz anfänglicher Anziehung und der Wahrnehmung als Dioskuren durch die Zeitgenossen, war sein Verhältnis zu seinem berühmten Kollegen Ludwig Börne trotz vieler Ähnlichkeiten alles andere als freundschaftlich. Der Publizist Börne kritisierte am Dichter Heine, dass dieser seinem Ästhetizismus jede politische Prinzipientreue opfere. Heine rächte sich mit seiner Schrift „Heine über Börne“, die 1840 drei Jahre nach dem Tod des in der Gunst des Publikums höher stehenden Konkurrenten erschien. Darin denunzierte er Börne moralisch und sagte ihm eine „menage à trois“ nach. Sich selbst zählte er zu den „lebensheiteren, entfaltungsstolzen und realistischen“ „Hellenen“, denen er die ihren „asketischen, bildfeindlichen, vergeistigungssüchtigen Trieben“ folgenden „Nazarener“ gegenüberstellte, zu denen auch Börne gehöre.
In den dreißiger Jahren waren Heines Werke zusammen mit denen des Jungen Deutschland in seiner Heimat weitgehend verboten worden. Er hatte 1843 und 44 zwei Reisen nach Deutschland unternommen, die er in „Deutschland. Ein Wintermärchen“ (1844) verarbeitete und seine Erlebnisse mit phantastischen Elementen mischte. Er äußerte sich auch zur politischen Situation in Deutschland, und zwar sowohl journalistisch als auch in Gedichtform, z. B. in den „Neuen Gedichten“ (1844), von denen „Die Schlesischen Weber“ das bekannteste ist.
Seit 1848 fesselte ihn ein äußerst schmerzvolles Nervenleiden ans Bett, das er scherzhaft-bitter seine „Matratzengruft“ nannte. Unter großen Mühen vollendete er die Gedichtbände „Romanzero“, „Lamentationen“ und „Hebräische Melodien“. In den letzteren ließ er einen neuen, erschütternden, menschlich tiefen Ton hören, der Ergebnis seiner Erfahrungen mit der Krankheit war. Er starb 1856.