Heinrich von Preußen
"Prinz Heinrich, der fehlerlose Feldherr"
Prinz Heinrich, 1726 in Berlin geboren, war das dreizehnte der vierzehn Kinder des Soldatenkönigs und Königin Sophie Dorothea. Heinrich erhielt wie seine Brüder eine militärische Erziehung. Im Jahr 1740, in dem sein ältester Bruder Friedrich als Friedrich II. den Thron bestieg, wurde er Regimentskommandeur und sammelte in dem ersten schlesischen Kriegen erste Kriegserfahrung. Als Anerkennung für seine Leistungen schenkte ihm Friedrich 1744 das Schloss Rheinsberg, auf dem er selbst als Kronprinz seine glücklichsten Jahre verbrachte hatte. 1752 heiratete Heinrich Prinzessin Wilhelmine von Hessen-Kassel. Die Heirat beendete seinen eintönigen Dienst in Potsdam. Das Paar lebte im Sommer in Rheinsberg und während des Winters in Berlin. Dort ließ der König, der sich Heinrich gegenüber stets als sehr großzügig erwies, seinem Bruder ein repräsentatives Palais unter den Linden errichten, in dem seit 1810 die Berliner Universität untergebracht ist. Wegen der Homosexualität Heinrichs blieb die Ehe kinderlos.
Im Siebenjährigen Krieg hatte Prinz Heinrich großen Anteil an der Selbstbehauptung Preußens. Er begann den Krieg als Generalstabsoffizier und bewies in der Schlacht von Prag Tapferkeit und Umsicht. Gerade als seine eigenen Fähigkeiten immer klarer zutage traten, fiel sein älterer Bruder August Wilhelm wegen seiner militärischen Unfähigkeit beim König in Ungnade. In Heinrich, dessen Ehrgeiz sich mit der Zweitrangigkeit seiner durch Geburt festgelegten Position nur schwer abfinden konnte, weckte diese Erfahrung die Furcht vor einem ähnlichen Schicksal. Wie sein königlicher Bruder ohnehin ein schwieriger Charakter, wurde er so noch empfindlicher gegen Kritik und auf militärischem Gebiet noch vorsichtiger. Zwischen ihm und seinem Bruder, der ihm wohl gesonnen war und ihn für seine hervorragenden Fähigkeiten achtete, kam es häufig zu Auseinandersetzungen, die aber während der langen Regierung Friedrichs II. nie die Mitarbeit Heinrichs bei der Leitung des Staates grundsätzlich in Frage stellten. Während des Siebenjährigen Krieges bedeutete diese Mitarbeit vor allem die Verteidigung Sachsens, bei der der Prinz eine große Meisterschaft in der defensiven Kriegführung entwickelte. Sein vorsichtiges Vorgehen ergänzte sich gut mit dem zupackenden Stil Friedrichs. 1762 errang er bei Freiberg den letzten entscheidenden Sieg des Krieges.
Nach dem Krieg erledigte Prinz Heinrich äußerst wichtige diplomatische Missionen. 1771 sollte er bei Katharina der Großen eine Begrenzung des russisch-türkischen Krieges erwirken. Er eröffnete seinem königlichen Bruder die Perspektive einer preußischen Beteiligung an einer Teilung Polens, solange Russland auf Preußens Stillhalten während des Krieges gegen die Türken angewiesen war. Als Friedrich zögerte, eilte er zurück nach Hause. Die erste polnische Teilung kam dann unter seiner Federführung zustande. Die vielen Ruhezeiten, die ihm blieben, verbrachte er auf Schloss Rheinsberg, wo er ein künstlerisch und philosophisch anspruchsvolles Hofleben kultivierte. Gleich seinem Bruder fühlte er sich zur französischen Kultur und Literatur hingezogen. Als ein der Aufklärung aufgeschlossenes Mitglied eines Herrscherhauses war er Frankreich zu Beginn der Revolution hoch angesehen. Er erkannte die Bedeutung des Ereignisses und riet Ludwig XVI., sein Land keinesfalls zu verlassen, da er so nur mit den verhassten Emigranten identifiziert worden wäre.
Dass Heinrich nach dem Regierungsantritt seines Neffen Friedrich Wilhelm II. keine große Rolle mehr spielte, war durch eine Kränkung verursacht, die der neue König als Kronprinz erfahren hatte. 1776 wollte der Schwerkranke Friedrich II. Heinrich als Regenten einsetzen, was Friedrich Wilhelm als Zurücksetzung empfand, die er nie verzieh. Immerhin war Heinrich noch am Abschluss des Baseler Friedens von 1795 beteiligt. Er starb 1802 in seinem Berliner Palais.