Karte 1922

Alfred Graf von Waldersee

geboren28.2.1832 in Potsdam

gestorben5.3.1904 in Hannover

Militär

1888 bis 1891 Chef des Generalstabs

Alfred Graf von Waldersee wird in Potsdam als Sohn eines preußischen Generals geboren und für die Offizierslaufbahn bestimmt. Seine erste militärische Erziehung und Ausbildung erhält er bis 1850 in Kadettenanstalten und besucht ansschliessend, inzwischen zum Leutnant ernannt, bis 1852 die Berliner Kriegsakademie. 1858 wird er Adjutant einer Artillerieinspektion und ist in dieser Stellung 1866 im Deutsch-Österreichischen Krieg im königlich preußischen Großen Hauptquartier und später im Stab des Generalgouverneurs von Hannover tätig. Noch im selben Jahr wird er zum Generalstabsoffizier ernannt. Im Januar 1870 wird er als Militärattaché an die preußische Botschaft in Paris entsandt, wo er kriegswichtige Informationen über die französische Armee sammeln und an Wilhelm I. leiten kann. Am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 nimmt er als Flügeladjutant des preußischen Königs teil, bevor er Generalstabschef der Armee des Großherzogs von Mecklenburg wird. 1871 ist er nach der Reichsgründung einige Monate als diplomatischer Geschäftsträger in Paris eingesetzt. Ab 1873 ist er Chef des 10. Armeekorps in Hannover, bis er 1882, vorgeschlagen vom Generalstabschef der Armee, Helmuth Graf von Moltke, dessen Stellvertreter und Generalquartiermeister im Großen Generalstab wird. In dieser Position entwickelt er bereits 1885/86 Strategien für einen Präventivkrieg gegen Rußland und Frankreich, die später von seinem Nachfolger Graf Alfred von Schlieffen fortgeführt werden. 1887 fordert Waldersee erneut einen Präventivkrieg gegen Rußland, was ihn in Widerspruch zur Außenpolitik des Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck bringt. Waldersee, der durchaus eigene politische Ambitionen hat, macht in konservativen Gruppierungen Stimmung gegen Bismarck. Zwar gelingt es ihm nicht, Wilhelm I. zu beeinflussen, doch er kann sich mit dem Prinzen Wilhelm von Preußen, den späteren Kaiser Wilhelm II., befreunden. Sobald dieser 1888 den Thron bestiegen hat, löst Waldersee Moltke als Chef des Generalstabs ab. Er arbeitet erfolgreich darauf hin, den Generalstab und das Militär unabhängiger vom preußischen Kriegsministerium und der politischen Reichsleitung zu machen. 1890 ist er maßgeblich am Sturz Bismarcks beteiligt, doch seine Hoffnung, dessen Nachfolge als Reichskanzler antreten zu können, erfüllen sich nicht. Nach persönlichen Differenzen mit Wilhelm II. tritt Waldersee als Generalstabschef zurück und wird 1891 Kommandierender General des 9. Armeekorps in Altona. 1897 versucht er sich wieder in die Politik einzumischen und fordert von Wilhelm II. vergeblich militärisches Vorgehen gegen die SPD, die bis 1890 durch das "Sozialistengesetz" unterdrückt worden war. 1898 wird Waldersee Generalinspekteur der 3. Armeeinspektion in Hannover und 1900 in dieser Position zum Generalfeldmarschall ernannt. 1900/01 erhält Waldersee den Oberbefehl über die europäischen Interventionstruppen zur Niederschlagung des Boxeraufstandes in China. Da die militärische Entscheidung bei seinem Eintreffen bereits gefallen ist, veranstaltet Waldersee ausgedehnte und grausame "Strafexpeditionen". Nach seiner Rückkehr aus China übernimmt Waldersee erneut den Posten des Generalinspekteurs der 3. Armeeinspektion in Hannover, wo er 1904 stirbt.

Alfred Graf von Waldersee