Friedrich Wilhelm IV von Preußen
"Butt"
Friedrich Wilhelm IV. wird am 15.10.1795 als ältester Sohn von Friedrich Wilhelm III. und Luise von Mecklenburg-Strelitz. in Berlin geboren. Er wächst zunächst gut behütet in einem bürgerlich familiären Elternhaus auf, wird aber zwischen 1806 und 1813 durch die Ängste und Bedrohungen der Flucht und Kriegswirren geprägt. Erzogen durch den schwärmerischen Theologen Johann Friedrich Delbrück gilt der Kronprinz einerseits als cholerisch und zügellos aufbrausend, andererseits als schüchtern und, besonders gegenüber Frauen, als sehr scheu.
Am 29.11.1823 heiratet er Prinzessin Elisabeth von Bayern (1801-1873), die seinetwegen vom katholischen zum protestantischen Glauben konvertiert. Die Ehe bleibt ohne Kinder.
Nach seinem Amtsantritt 1840 weckt er, beseelt von der Idee der Erneuerung des Reiches, liberale Hoffnungen. Tatsächlich beendet er die Demagogenverfolgung, entlässt Fritz Reuter aus der Festungshaft, lässt Friedrich Ludwig Jahn rehabilitieren, beendet den Konflikt mit der katholischen Kirche, räumt den Polen in Posen und Westpreußen wieder nationale Eigenständigkeiten ein, hebt die Zensur mit Ausnahme der Pressezensur auf. Friedrich Wilhelm IV., der als der Romantiker auf dem Thron gilt, beharrt andererseits auf dem Ideal des Gottesgnadentums, des Ständestaates und der mittelalterlichen Reichsidee.
Auf dem von ihm 1847 einberufenem Vereinigten Landtag lehnt er die Einlösung des Verfassungsversprechens seines Vaters ab. Unter dem Druck der Märzrevolution 1848 kündigt er eine konstitutionelle Verfassung an und biedert sich mit einem Umritt in schwarz-rot-goldener Schärpe durch Berlin beim Volke an. Am 6.12.1848 verabschiedet er nach der Auflösung der preußischen Nationalversammlung eine Verfassung mit liberalen Zügen. Sie garantiert Presse- und Versammlungsfreiheit, unabhängige Justiz, ein – nach dem Dreiklassenwahlrecht – freigewähltes Parlament. Diese Verfassung bleibt bis 1918/1919 in Kraft. Als ihn am 28.3.1849 die Frankfurter Nationalversammlung zum deutschen Kaiser wählt, lehnt Friedrich Wilhelm IV. ab, da er die Volkssouveränität nicht anerkennt und die Kaiserkrone nur von einer Fürstenversammlung akzeptieren würde. Bruder Wilhelm, seit den 48er Unruhen als „ Kartätschenprinz“ verschrieen, wird in die westlichen deutschen Länder geschickt, um die dortigen Fürsten bei der Niederschlagung der Revolution zu unterstützen. Besonders wüten die preußischen Interventionsstreitkräfte in Baden, wo unter ihrer Führung Standgerichte zahlreiche Todesurteile vollstrecken.
Der Versuch Friedrich Wilhelms IV., einen kleindeutschen Bund zu schaffen, scheitert am Einspruch Österreichs und Russlands. Nachdem er 1857 mehrere Schlaganfälle erleidet, die sein Sprachvermögen beeinträchtigen und andere Gehirnschäden zur Folge haben, sorgt seine Gemahlin Elisabeth dafür, dass er seinem Bruder Wilhelm I. die Regierungsgeschäfte übergibt. Friedrich Wilhelm IV. stirbt am 2.1.1861 in Potsdam.