Helmuth Carl Bernhard Graf von Moltke
26.10.1800 in Parchim/Mecklenburg
24.4.1891 in Berlin
Preußischer Generalfeldmarschall
Helmuth von Moltke (1870 in den Grafenstand erhoben) wurde im Jahr 1800 auf einem Gut bei Parchim in Mecklenburg geboren, zu dessen altem Adel die Familie zählte. Da der Vater die von seinem bürgerlichen Schwiegervater erworbenen Besitzungen nicht halten konnte, gab die wirtschaftliche Lage einen entscheidenden Anstoß zu dem Entschluss, die drei Söhne eine militärische Laufbahn einschlagen und, wie der Vater, in dänische Dienste treten zu lassen. Nach dem Besuch von Kadettenanstalt und Kadettenakademie in Kopenhagen wurde Helmuth von Moltke 1819 Leutnant. Aber schon drei Jahre später bewogen ihn die geringen Karriereaussichten in der kleinen dänischen Armee, in preußische Dienste zu treten. Er bestand die Aufnahmeprüfung für die Allgemeine Kriegsschule in Berlin, die er 1823-26 besuchte.
Nachdem er verschiedene Posten, unter anderem beim großen Generalstab bekleidet hatte, wurde dem vielseitig interessierten Moltke eine Bildungsreise bewilligt. Als er sich gerade in Konstantinopel aufhielt, erreichte ihn der Auftrag, als militärischer Berater des Sultans zu fungieren. Im für die Türken erfolglosen Krieg gegen Mehmet Ali sammelte er Kriegserfahrung. Seine Berichte über die Türkei wurden ein Bestseller.
Nach seiner Rückkehr hatte er verschiedene Stellungen in Generalstäben inne und empfahl sich außerdem durch seine umfassende Bildung für den Posten des (militärischen) Adjutanten der Hohenzollernprinzen Heinrich und Friedrich Wilhelm, des späteren Kaisers Friedrich III.
1857 erreichte er den Höhepunkt seiner Laufbahn, als er mit der Führung der Geschäfte des Großen Generalstabs betraut wurde. Diese Funktion sollte er mehr als dreißig Jahre ausfüllen, in denen die drei Kriege mit Dänemark (1864), Österreich (1866) und Frankreich (1870/71) geschlagen wurden. Moltke erwies sich als genialer Feldherr der großen Massenheere. Seine Maximen waren die klare Regelung der Zuständigkeiten in der obersten Führung bei relativer Unabhängigkeit der Armeeführer, exakte Planung des Feldzugs, Vernichtung des Gegners in einer Umfassungsschlacht bei der Vereinigung der getrennt marschierenden Heeresteile. Er erkannte klar die Bedeutung der industriellen Ressourcen und neuen technischen Mittel (Eisenbahn) seiner Zeit und nutzte auch konsequent ihre Möglichkeiten.
Gemeinsam mit Otto von Bismarck und Albrecht von Roon gilt er als einer der drei Reichsgründer. Mit dem Reichskanzler kam es zu einigen Auseinandersetzungen, in denen die unterschiedlichen Auffassungen der beiden Männer über das Verhältnis von Politik und Krieg aufeinander prallten. Bismarck sah den Krieg als Fortsetzung der Politik im Sinne von Carl von Clausewitz, während Moltke die Eigengesetzlichkeit des Krieges am Werke sah. Bismarck setzte sich durch, aber die Denkweise Moltkes spielte eine verhängnisvolle Rolle beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs, als sein Neffe Helmut Johannes von Moltke an der Spitze der Militärführung stand.