Karte 1922

Helmuth Johannes von Moltke
"der Jüngere"

geboren25.5.1848 in Gersdorf/Mecklenburg

gestorben18.6.1916 in Berlin

Offizier

Helmut Johannes von Moltke entstammte einer alten aristokratischen Soldatenfamilie und von frühester Jugend an war ihm der Weg in die preußische Armee vorgezeichnet. Er war der Neffe von Helmut (Carl Bernhard) von Moltke, dem Strategen der Einigungskriege.
Er galt als sehr gewissenhaft und fleißig, später zeichnete er sich durch die neuartige Anlage der jährlichen Kaisermanöver aus, die nun sehr viel mehr Realitätsbezug als zuvor besaßen. Seiner Karriere wird sein großer Name förderlich gewesen sein, letztendlich war er aber auch eine belastende Hypothek, an der Moltke schließlich zerbrach. Graf von Schlieffen, der Vorgänger Moltkes im Amt, schlug diesen beim Kaiser als seinen Nachfolger vor, obwohl zwischen beiden Spitzenmilitärs grundlegende Differenzen zur Strategie in einem kommenden Krieg bestanden.
Gegen seinen Willen und nur auf Drängen des Kaisers, der ihn nur „mein Julius“ nannte, wurde Helmuth von Moltke der Jüngere am 1. Januar 1906 zum Chef des preußisch- deutschen Generalstabes gemacht und damit zum ersten Soldaten des Reiches. Seine Eignung für dieses Amt schätzte er selbst so ein:

„Für die Aufgabe des Feldherren im Kriege bin ich zu schwerblütig, zu bedächtig und bedenklich, zu gewissenhaft wenn sie wollen. Es geht mir die Fähigkeit ab, unter Umständen alles auf eine Karte zu setzen,[...].

Moltke war ganz Kind seiner Zeit. Sowohl war er von einer Einkreisungsabsicht der Entente gegenüber Deutschlands überzeugt, wie auch von der besonderen kulturellen Sendung des deutschen Volkes. Folgerichtig drang er immer wieder, auch schon lange vor dem Kriegsausbruch 1914, auf eine militärische Lösung. Damit wollte er der Erstarkung der potentiellen Gegner Deutschlands zuvorkommen. Er war es dann auch, der im August 1914 am energischsten gegen Diplomatie und für den Schlieffenplan, also den Angriff, plädierte. Da er von der Unvermeidlichkeit eines großen europäischen Krieges überzeugt war, hatte er keine Alternativen zum Schlieffenplan.

Man machte ihm, nach dem Scheitern an der Marne, den Vorwurf, den ursprünglichen Plan des Angriffs zu weitgehend abgewandelt zu haben. Tatsächlich unterschied er sich in seinem Denken grundsätzlich vom Grafen Schlieffen und schwächte den Angriffsflügel, auf dem ursprünglich drei Viertel der Truppen konzentriert werden sollten, zugunsten anderer Nebenschauplätze. Während des Vormarsches in Frankreich gelang es ihm nicht, seine Armeen einheitlich zu koordinieren, was mit seinen Führungsgrundsätzen zusammenhing. Danach sollten den Führern der Armeen und Korps ein möglichst großer Handlungsspielraum ermöglicht werden, da diese vor Ort am ehesten die Lage beurteilen würden können. Mit den damals gegebenen unzureichenden technischen Führungsmitteln des Telefons und des berittenen Melders, war eine solche Führungsauffassung aber kaum umzusetzen. Die Krise in der Schlacht an der Marne und der anschließende Rückzug waren die Folge davon. In dieser Zeit war Moltke ob der Bürde der Verantwortung nervlich sehr angegriffen und erlitt zum Teil sehr schwere Nervenzusammenbrüche. Der schwere Mißerfolg an der Marne war dann der Grund, die Krankheit die Begründung zur Ablösung Moltkes als Chef der Obersten Heeresleitung. Nach einer Übergangsfrist, während der er nur noch formal das Kommando inne hatte und einem Genesungsurlaub, übertrug man ihm am 30.12.1914 die Dienstgeschäfte des Chefs des stellvertretenden Generalstabes. Damit verlor er fast gänzlich den direkten Einfluß auf die Politik und Militärführung.

Er erarbeitete noch eine Reihe von Denkschriften, die sich mit der ökonomischen Seite des Krieges und der kriegswirtschaftlichen Lage des Reiches befassten. Außerdem unterstütze er Hindenburg und Ludendorff in ihrer Forderung den Hauptkriegsschauplatz von dem Westen in den Osten zu verlegen. Genau wie Ludendorff war er gegen ein starres Festhalten an eroberten Boden, und für eine bewegliche Verteidigung im Westen. Seinen Nachfolger in der zweiten Obersten Heeresleitung, den preußischen Kriegsminister von Falkenhayn, wollte er schnellstmöglich durch Ludendorff ersetzt wissen, dem er als einzigem noch zutraute, das Blatt zu Gunsten Deutschlands zu wenden. Moltke fand aber kaum noch Gehör und geriet bald nach seinem Tod in Vergessenheit. Dieser traf den Generalobersten von Moltke infolge eines Herzschlages am 18. Juni 1916 während einer Trauerfeier im Reichstagsgebäude für den verstorbenen Generalfeldmarschall von der Goltz, für den Moltke noch zwei Stunden zuvor die Trauerrede gehalten hatte.

Helmut Johannes von Moltke