Königliche Preußische Akademische Lehranstalt des Landbaus
Die erste Landwirtschaftsschule Deutschlands geht auf eine Initiative von Albrecht Daniel Thaer (1752-1828) zurück, der als der fortschrittlichste Landwirtschaftsexperte seiner Zeit gilt. Thaer, der im niedersächsische Celle das königlich-landwirtschaftliche Lehrinstitut geleitet hat, ist 1804 einem Ruf des Preußischen Staatskanzlers von Hardenberg nach Berlin-Brandenburg gefolgt. Thaer erwirbt im Barnim das Rittergut Möglin, aus dem er einen Musterbetrieb machen will. Er gründet dort eine landwirtschaftliche Akademie. Der Lehrbetrieb, der im Oktober 1806 beginnen soll, wird allerdings vorerst ausgesetzt, da von den 21 Studenten nur 3 erscheinen. Alle anderen sind zu den preußischen Fahnen gerufen worden und marschieren gegen Napoleon. So muss Thaer vorerst mit wenigen Getreuen weiter experimentieren. Auf seinem Programm stehen u.a.: der Anbau neuer Pflanzensorten, Versuche mit modernen detaillierten Futterplänen für`s Vieh. Sein besonderes Augenmerk gilt dem Züchten von hochwertigen Merionoschafen, was ihm den Titel „Wollkönig“ einbringt. Statt der Dreifelderwirtschaft, die zu ausgelaugten Äckern und zu einem kümmerlichen Viehbestand führt, fordert Thaer einen modernen Fruchtwechsel, neue Kulturpflanzen, Düngung und die Viehhaltung in Ställen. Er erprobt die Bearbeitung des Bodens mit modernen, von ihm konstruierten mechanischen Ackergeräten, wie Schwingpflug und Kartoffelhacke. Thaer fordert auch die endgültige Abschaffung der Leibeigenschaft und damit freie Bauern, die auf eigenem Land wirtschaftend stärker motiviert sind, höhere Erträge zu erzielen. Von 1810 bis 1819 hält Thaer an der neugegründeten Berliner Universität als außerordentlicher Professor landwirtschaftliche Vorlesungen. Er veröffentlicht zahlreiche Bücher und Schriften. Sein vierbändiges Hauptwerk „Grundzüge der rationellen Landwirtschaft“ veröffentlicht er zwischen 1810 und 1812.
Der Lehrplan des Instituts in Möglin, das ab 1819 „Königliche Preußische Akademische Lehranstalt des Landbaus“ heißt, enthält neben den Grundlagenfächern Chemie, Physik, Geologie, Geographie, Botanik, Zoologie und Mathematik, "Gewerbslehre" (Agrarökonomie), "Agronomie" (Bodenkunde, Düngerlehre, Acker- und Pflanzenbau) und Tierzucht einschließlich Tierernährung und Tierhaltung. Dieses Lehrprogramm ist außerordentlich modern und wird in seinen Grundzügen bis heute noch angeboten.
Nachdem Thaer 1819 aus dem Berliner Lehrbetrieb ausscheidet, liegt das Extraordinariat für Landwirtschaft zunächst brach, wird 1827 neu besetzt, bis im Jahre 1859, angebunden an die Berliner Universität, ein selbständiges landwirtschaftliches Lehrinstitut gegründet wird.
Das Mögliner-Institut geht, nachdem es im Jahre 1856 noch sein fünfzigjähriges Bestehen gefeiert hat, ein. Sein Besitzer, der Landesökonomierat Albrecht Thaer, hat dreißig Jahre lang versucht, das Erbe seines Vaters aufrechtzuerhalten. Aber die Bedeutung von Möglin hat nach den Berliner Neugründungen zunehmend abgenommen. Insgesamt 773 Landwirte haben in Möglin eine wissenschaftliche Ausbildung erhalten und die preußische Landwirtschaft im Sinne Thaers geprägt.
Mit dem Wintersemester 1880/81 beginnt dann der Vorlesungsbetrieb an einer neu gegründeten Landwirtschaftlichen Hochschule, die am 14. Februar 1881 den Titel "Königliche Landwirtschaftliche Hochschule Berlin" erhält. Mit dem Ende der Monarchie 1918 ändert sich zwar der Name, sie heißt nun Landwirtschaftliche Hochschule Berlin, ihre Entwicklung aber geht weiter. Zwischen 1920 und 1930 ziehen viele Institute nach Berlin-Dahlem in das Gelände zwischen Albrecht-Thaer-Weg und Lentzeallee um. Dort entsteht 1929 eine Abteilung Gartenbau, der erste eigenständige gartenbauliche Studiengang in Deutschland.
Nach dem Zeiten Weltkrieg gibt es bald getrennte Entwicklungen, einerseits die "Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät" an der Ost- Berliner "Humboldt-Universität " (HU), andererseits das „Hochschulinstitut für Landbau“ an der West-Berliner Technischen Universität (TU).
Nach der Wende wird dann nach einer Umstrukturierung am 1.10.1992 der gemeinsame Fachbereich für Agrar- und Gartenbauwissenschaften an der HU etabliert, der seit dem 8.12.1993 wieder "Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät" heißt. Ein Versuch der Berliner Senatsverwaltung die traditionsreiche und im gesamtdeutschen Rahmen durchaus erfolgreiche Fakultät 1996 zu schließen wird erfolgreich abgewehrt.