Karte 1803

Brandenburger Tor 1806

Berlin

Der 1791 ohne größeres Zeremoniell seiner Bestimmung übergebene Säulenbau verkörpert wie kein zweiter Bau die Höhen und Tiefen der deutschen Geschichte.
Dabei hat das Brandenburger Tor, ursprünglich als "Porta pacis", als Friedenstor, unter König Friedrich Wilhelm II. errichtet, manchen Bedeutungswandel erfahren. Das Tor wurde als Schicksalstor der Deutschen für die unterschiedlichsten Zwecke vereinnahmt: mal als Triumphkulisse für zurückkehrende Truppen, mal als Empfangsgebäude für Staatsgäste, dann am 30. Januar 1933 für einen Fackelzug der SA anlässlich der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler und als Mittelpunkt der sowjetischen Siegesfeier am Ende des Zweiten Weltkrieges zwölf Jahre später.
Noch in den fünfziger Jahren wurde das mit Spruchbändern verschnürte Tor von der SED als Mahnmal zur Herstellung der deutschen Einheit genutzt, freilich einer Einheit unter kommunistischen Vorzeichen. Nach dem Bau der Mauer 1961 verkam der Säulenbau auf östlicher Seite zum Symbol für bewaffnete Abschottung, ein Herankommen wurde schon im Vorfeld verhindert.
Das einzig noch erhaltene Stadttor Berlins, errichtet zwischen 1789 und 1791 nach Plänen von Carl Gotthard Langhans, erhielt erst 1794 seinen bekrönenden Schmuck - die überlebensgroße geflügelte Eirene, das größte und sicher auch bekannteste Bildwerk des Berliner Bildhauers Johann Gottfried Schadow.
Die Friedensgöttin lenkt einen von vier prächtigen Rössern gezogenen Wagen (Quadriga) in die Stadt hinein, niemals aus der Stadt hinaus, wie gelegentlich auch heute noch kolportiert wird.
Langhans hatte das klassizistische Tor mit seinen fünf Durchfahrten nach griechischen Vorbildern an Stelle eines barocken Vorgängerbaus entworfen.
Schadow sorgte für den bildnerischen Schmuck. Die Monumentalplastik konnte wegen des hohen Gewichts nicht gegossen werden. Sie wurde daher aus millimeterdünnem Kupferblech in Potsdam auf einem Holzmodell gearbeitet und über ein Eisengerippe montiert. Ursprünglich war die geflügelte Wagenlenkerin nackt. Da es aber als anstößig empfunden wurde, erhielt sie ein Kupferhemd.
Schadow und andere Berliner mussten 1806 miterleben, wie Kaiser Napoleon I., der Sieger de Schlacht von Jena uns Auerstedt, durch Brandenburger Tor zog, dass Schloss bezog und die Demontage der Quadriga befahl. Das Beutestück kam nach Paris, um auf einem Triumphbogen aufgestellt zu werden.
Der Eisendorn, der das Bildwerk auf dem Tor verankert hatte, wirkte wie ein Pfahl im Fleisch. Erst nach der Niederlage Napoleons I. 1813 und dem Einmarsch der Verbündeten in Paris 1814 konnte der Torschmuck, in 14 Kisten verpackt, im Triumphzug die Heimreise antreten.
Am 7. April 1814, als Friedrich Wilhelm III. durch das Brandenburger Tor in die Hauptstadt einritt, prangte die Quadriga wieder am alten Ort.
Die Friedensgöttin Eirene und mit ihr das Brandenburger Tor erlebten 1814 einen Bedeutungswandel. Mit der Montage des Eisernen Kreuzes nach den siegreichen Befreiungskriegen wurde sie zur Siegesgöttin. Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Bildwerk bei den letzten Kämpfen fast ganz zerstört. Jahrelang sah man auf dem Tor nur einen traurigen Rest aus Kupferblech und Eisenstangen. Die in den fünfziger Jahren zusammen mit dem Wiederaufbau des Brandenburger Tores von der Schöneberger Bildgießerei Hermann Noack geschaffene Kopie entspricht den Abformungen von 1943.
Die SED-Führung sorgte 1958 dafür, dass die von Schinkel entworfene Auszeichnung des Eisernen Kreuzes herausgesägt wurde, da Ostberliner Ideologen das Eiserne Kreuz als Sinnbild preußisch-deutschen Militarismus verunglimpften und in der regimetreuen Presse wurden Ersatzlösungen, etwa die Kombination von Friedenstaube, Hammer und Sichel oder Sowjetstern, gepriesen.
Kreuz und Adler wurden bei der Generalrestaurierung der Quadriga im Jahre 1990, nach den wilden Attacken während der Silvesterfeier am Jahreswechsel von 1989 auf 1990, wieder in den Eichenkranz eingefügt.

Napoleon in Berlin

An diesem Schauplatz der Geschichte Preußens findet im Rahmen des Preußenjahres eine Ausstellung statt. Nähere Informationen finden Sie auf der Website des Projekts Preußen 2001 Berlin unter

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Einzug Napoleon

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