Wilhelmine Encke
"Gräfin Lichtenau"
1753 in Potsdam
9.6.1820 in Berlin
Wilhemine Encke wird als Tochter des Dessauer Trompeters Johann Elias Enke geboren. Der Vater ist seit 1763 Mitglied der Berliner Hofkapelle und betreibt außerdem noch eine Gastwirtschaft in der Spandauer Straße. Die Familie lebt in Potsdam unweit des Stadtschlosses. 1764 lernt Friedrich Wilhelm (1744-1797), der spätere König Friedrich Wilhelm II. von Preußen, Wilhemine kennen. 1765 heiratet er die durch ihre Schönheit berühmte Prinzessin Elisabeth von Braunschweig-Bevern. Am 18.4.1769 wird die Ehe geschieden und die Prinzessin nach Küstrin verbannt. Am 14.Juli heiratet der Prinz von Preußen Friederike Luise, Prinzessin von Hessen Darmstadt, die er nach kurzer Zeit als Gemahlin ignoriert.
Friedrich Wilhelm bringt Wilhemine, um sie heimlich besuchen zu können, in Falkenhagen, bei Nauen unter. Sie erhält Garderobe, Kutsche und 200 Dukaten monatlich. Er schickt sie 1766 für ein Jahr nach Paris, wo sie eine höfische Erziehung erhält. 1770 bekommt Wilhemine Enke ihr erstes Kind von Friedrich Wilhelm. Um den Schein zu wahren, sorgt König Friedrich II., der Onkel Friedrich Wilhelms, dafür dass Wilhemine mit dem Kammerdiener Johann Friedrich Rietz verheiratet wird. Auch aus dieser Ehe gehen zwei Kinder hervor. Wilhemine erhält von Friedrich II. eine jährliche Zuwendung von 30.000 Talern und ein Haus in Charlottenburg. Am 4.1.1779 bringt Wilhemine einen Sohn des Kronprinzen, Friedrich Wilhelm Alexander Moritz, zur Welt. Der Knabe und eine weitere Schwester werden von Friedrich II. in den Grafenstand erhoben. Als Alexander 1787 stirbt ist Friedrich Wilhelm II. tief verzweifelt. Im gleichen Jahr erbt Wilhemine das Palais Unter den Linden, in dem sie fortan residiert.
Schon 1781 beendet Friedrich Wilhelm auf Betreiben des Rosenkreuzerordens, dem er angehört, den intimen Umgang mit Wilhemine, bleibt aber aufs Engste mit ihr befreundet.1786 wird Friedrich Wilhelm II. König. Wilhemine genießt nach wie vor die Zuneigung des Königs, bezieht ein Monatsgehalt aus der Schatulle des Königs und besitzt inzwischen ein großes Vermögen. Die Ehe mit Rietz wird geschieden. Da dem „dicken Lüderjahn“, wie ihn die Berliner nennen, zwei Frauen nicht genügen, lässt er sich mit Erlaubnis der Geistlichkeit noch mit zwei weiteren Damen zur „ linken Hand“ trauen. 1786 mit Julie von Voß, der späteren Gräfin Ingenheim und nach deren Tod im Jahr 1790 mit Sophie Juliane Friederike Gräfin von Dönhoff. Mit beiden hat er Kinder, die Gräfinnen und Grafen von Preußen und von Brandenburg werden. Nachdem die Gräfin Dönhoff beim König in Ungnade fällt, hat die „schöne Wilhemine“ ihren „Willem“ wieder ganz für sich.1796 erhebt Friedrich Wilhelm II. Wilhemine in den Adelsstand, sie wird Gräfin Lichtenau. Am 16.11.1797 stirbt Friedrich Wilhelm II., den Wilhemine bis zuletzt gepflegt hat. Sein Nachfolger Friedrich Wilhelm III. lässt die Gräfin verhaften und verbannt sie nach Glogau. Ihr wird der Prozess wegen Bereicherung, Betruges, Landesverrats etc. gemacht. 1800 wird das Vermögen der Gräfin eingezogen. Sie erhält eine Pension. Am 3. Mai 1802 heiratet sie in Breslau den 26 Jahre jüngeren Theaterdichter Franz Ignaz Holbein von Holbeinsberg, der sich als Schauspieler Fontano nennt. Die Ehe wird nach vier Jahren wieder geschieden. 1809 darf die Gräfin Lichtenau wieder nach Berlin zurückkehren, sie wird rehabilitiert und erhält, hauptsächlich durch Intervention Napoleons, einen Teil ihres Vermögens zurück. 1811 besucht sie Napoleon in Paris, um sich für dessen Unterstützung zu bedanken. Im gleichen Jahr revidiert Friedrich Wilhelm III. das Urteil. Am 9.6. 1820 stirbt Wilhemine Gräfin von Lichtenau in Berlin.