E.T.A. Hoffmann
24.1.1776 in Königsberg
25.6.1822 in Berlin
Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann, der sich aus Bewunderung für Mozart Ernst Theodor Amadeus nannte, wurde später als E.T.A. Hoffmann bekannt.
Der Vater, ein launenhafter Rechtsanwalt, Säufer und Original, ließ sich vier Jahre nach der Geburt von der hysterischen und pedantischen Mutter scheiden; Hoffmanns älterer Bruder Karl wurde dem Vater, er selbst der Mutter zugesprochen.
1782 trat er in die reformierte Burgschule in Königsberg ein und gewann dort die Freundschaft Theodor Gottlieb Hippels, die lebenslang andauern sollte. Mit seinem Freund besprach er seine ersten künstlerischen Versuche, gemeinsam lasen sie Rousseaus „Bekenntnisse“ und die Ritterromane der Zeit. 1792, im Alter von sechzehn Jahren, begann er ein Jura-Studium an der Königsberger Universität. Die Vorlesungen anderer Fakultäten, z.B. die von Immanuel Kant, nahm er mit keinem großen Interesse zur Kenntnis. 1795 bestand er das Examen zum Regierungs-Auskultator und nahm in Königsberg die Amtstätigkeit auf. Daneben widmete er sich der Musik, komponierte, gab Musikunterricht, malte und zeichnete. Ein Jahr darauf wurde er nach Glogau versetzt, wo sein Onkel Johann Dörffer Regierungs- und Konsistorialrat war. 1798 verlobte er sich mit seiner Cousine Minna. Nachdem sein Onkel als Rat zum Gericht nach Berlin berufen wurde, erwirkte er für seinen zukünftigen Schwiegersohn ebenfalls die Versetzung in die preußische Hauptstadt.
Hoffmann erschloß sich eine neue Welt; er besuchte häufig das Theater, komponierte, zeichnete und begann zu schreiben. Sein erstes Bühnenwerk, das Singspiel „Die Maske“ übersandte er Königin Luise mit der Bitte um Protektion, es kam jedoch nicht zur Aufführung.
1800, er hatte das Jura-Examen bestanden, trat er den Dienst in Posen an. 1802 löste er die Verlobung mit Minna und heiratete kurz darauf Maria Thekla Rorer-Trzynska, eine gutmütige, warmherzige Frau, die ihm zwanzig Jahre lang zur Seite stand. Die Posener Zeit bezeichnete Hoffmann als sein „merkwürdigstes Lebensjahr“: „Ein Kampf von Gefühlen, Vorsätzen, pp, die sich geradezu wiedersprachen, tobte... in meinem innern - ich wollte mich betäuben, und wurde das was ... Prediger, Onkels und Tanten liederlich nennen.“
Mit Karikaturen anlässlich des Karnevals 1802 mokierte er sich über die Posener Gesellschaft, ihre Enge und Kleinbürgerlichkeit. Die Strafe folgte auf dem Fuß: Seine Promotionsurkunde wurde annulliert, Hoffmann nach Plock - tief in Polen - strafversetzt.
Nach Jahren bitterer Armut verhalf ihm sein Freund Hippel zu einer Stelle als Regierungsrat in Warschau. Er kam durch die Begegnung mit Julius Eduard Hitzig in Verbindung mit Kreisen der Berliner Romantik. Er studierte die Werke von Schlegel, Tieck, Fichte, Brentano.
Hoffmann wurde in Warschau auch zum Mitbegründer einer musikalischen Gesellschaft, er entwarf Bühnendekorationen und betätigte sich zum ersten Mal als Dirigent. Mehrere musikalische Werke entstanden, darunter die Bühnenmusik zu Brentanos „Die lustigen Musikanten“ und einige Sinfonien.
Durch den Einmarsch der französischen Truppen 1806 fand die Warschauer Zeit ein jähes Ende, Hoffmann verweigerte die Huldigung Napoleons. Wieder in Berlin, begann ein schweres Jahr der Armut, der erfolglosen Stellensuche, begleitet von privaten Schicksalsschlägen: dem Tod der Tochter und der schweren Erkrankung seiner Frau.
Bei seiner Geliebten zog er sich die Syphilis zu.
1808 wurde ihm am Bamberger Theater die Stelle eines Kapellmeisters angeboten, die er annahm. Im Februar 1809 mußte das Theater Konkurs erklären, für Hoffmann allerdings stellte das Scheitern seiner musikalischen Karriere durch den Aufenthalt in Bamberg einen entscheidenden Wendepunkt dar: er wandte sich nun endgültig der Schriftstellerei zu.
Bereits im Januar 1809 erschien in der von Rochlitz herausgegebenen Allgemeinen Musikalischen Zeitung seine erste Erzählung, „Ritter Gluck“.
1810, Hoffmann war am nun neu formierten Theater als Direktionsgehilfe tätig, begann er mit der Niederschrift der dreizehn "Kreisleriana", die 1814 in der ersten Novellensammlung „Fantasiestücke in Callots Manier“ erschienen. Daneben komponierte er nach wie vor Musikstücke und Opern; er erteilte Gesangsunterricht und verliebte sich dabei in seine Schülerin Julia Marc.
1812 wurde Julia verheiratet. Zur Liebesenttäuschung kamen finanzielle Probleme. Als ihm eine Kapellmeisterstelle in Dresden angeboten wurde, verließ er Bamberg. Bis 1814 blieb er in Dresden, arbeitete am Theater, erlebte die französische Besatzung und schrieb. Unter anderem entstanden hier „Der Magnetiseur“, „Der goldene Topf“, „Der Sandmann“, der erste Teil der „Elixiere des Teufels“(1815), der zweite Teil kam 1816 in Berlin heraus.
1814, nach seiner Entlassung aus dem Dresdner Theater, verschaffte Hippel ihm eine Stelle am Berliner Kammergericht, wo er als besonders fähiger Jurist galt. Hoffmann kehrte nach Berlin zurück. Die Arbeit ließ ihm genügend Zeit, um seiner Schriftstellerarbeit nachzugehen.
Ab 1816 bereitete er eine zweite Sammlung von Erzählungen vor, die „Nachtstücke“. Er hatte Umgang mit Tieck, Fouqué, Chamisso, Eichendorff, Humboldt, fast täglich traf er sich mit dem Schauspieler Ludwig Devrient in der Weinstube Lutter und Wegener.
Bereits schwer krank, verfaßte er die Werke seiner letzten Jahre: u.a. 1818 „Das Fräulein von Scuderi“, 1819 „Klein Zaches genannt Zinnober“, 1819 bis 1821 die „Lebens-Ansichten des Katers Murr“; 1819 bis 1821 erschienen seine gesammelten Erzählungen und Märchen in den vierbändigen „Serapionsbrüdern“.
Nachdem er im Oktober 1819 zum Mitglied der Immediat-Commission zur Ermittlung hochverräterischer Verbindungen ernannt wurde, geriet er schnell in Konflikt mit dem Polizeidirektor von Kamptz. Insbesondere setzte er sich für den Demokraten Friedrich Ludwig Jahn ein. Hoffmann, der einerseits pflichtgetreu seine Aufgaben als Beamter erledigte, weigerte sich bald, die polizeiliche Willkür gegenüber liberalen und demokratischen Bewegungen zu unterstützen und erwirkte seine Demission. Er konnte es sich jedoch nicht verkneifen, im 1822 beendeten „Meister Floh“ der Figur des ziemlich schwachsinnigen Spitzels "Knarrpanti" die Züge des Polizeidirektors zu verleihen. Eine Disziplinaruntersuchung war die Folge, das Manuskript des „Meister Floh“ wurde beim Verleger beschlagnahmt und durfte nur zensiert in Druck gehen. Erst 1908 erschien erstmalig der vollständige Text.
Hoffmann, der vom Tod gezeichnet seinen Lehnstuhl nicht mehr verlassen konnte, erlebte das Ende des Prozesses nicht mehr. Er starb 46jährig.
Er liegt auf dem Friedhof bei der Jerusalemer Kirche in Berlin begraben.