Joseph von Eichendorff
10.3.1788 in Lubowitz/Schlesien
26.11.1857 in Neisse
Eichendorff wurde am 10. März 1788 auf Schloss Lubowitz bei Ratibor in Oberschlesien geboren. Die Familie besaß mehrere Güter, die sich allerdings infolge der Schlesischen Kriege, als deren Ergebnis Schlesien 1763 von österreichischer unter preußischer Herrschaft gekommen war, in keinem guten Zustand befanden. Die meisten der Besitzungen lagen im deutsch-polnisch-mährischen Grenzgebiet, dem „Dreispracheneck“, in der Familie wurde deutsch und polnisch gesprochen. Die ersten Jahre verbrachte Joseph noch scheinbar sorglos im großen Park direkt an der Oder. Der Vater, Adolf Theodor Rudolf von Eichendorff suchte die Besitzungen und einen dem Stand der Familie angemessenen Lebensstil durch die Aufnahme von Krediten zu halten. Dennoch geriet die Familie in größte wirtschaftliche Bedrängnis.
Joseph und sein Bruder Wilhelm - beide blieben lange unzertrennlich - wurden zunächst von einem katholischen Geistlichen unterrichtet, der sie auch während ihrer Gymnasialzeit in Breslau von 1801 bis 1804 betreute. Es folgte 1805 das Studium der Rechtswissenschaften in Halle, das sie, nach Schließung der Universität unter napoleonischer Besetzung, in Heidelberg fortsetzten und mit einer Bildungsreise nach Wien und Paris abschlossen. In die Studienzeit fällt eine der sehr wenigen Wanderungen, die Joseph von Eichendorff unternommen hat. Der Autor vieler Wanderlieder hatte in seinem arbeitsreichen Leben meist nur die Zeit zu kleinen Spaziergängen und musste sich den Rest hinzudenken. Bei seinen späteren Reisen ist er, wo immer das schon möglich war, auf die Eisenbahn umgestiegen.
1808 kehrten die Brüder nach Lubowitz zurück, um ihren Vater in der Bewirtschaftung der Güter zu unterstützen, konnten jedoch nicht verhindern, dass die meisten der Besitzungen in rascher Folge verloren gingen. Die Eltern entschlossen sich, noch einmal in die Ausbildung zu investieren und schickten 1810 beide Söhne nach Wien, um sich auf das juristische Referendarexamen und den Eintritt in den österreichischen Staatsdienst vorzubereiten. Die Brüder, die bei einem Besuch in Berlin bereits die Bekanntschaft mit Adam Müller, Clemens Brentano und Heinrich von Kleist gemacht hatten, bevor sie in Wien ankamen, lernten dort 1811 Friedrich Schlegel kennen, dessen Vorlesungen sie hörten, und dessen Frau Dorothea Schlegel, die für Joseph von Eichendorff das Romanmanuskript „Ahnung und Gegenwart“ korrigierte. Nach bestandener Referendarprüfung 1812 trennten sich die Wege der beiden Brüder, Wilhelm trat in den österreichischen Staatsdienst ein, Joseph von Eichendorff stellte sich 1813 „ungerufen als freiwilliger Jäger zum preußischen Heere“ und trat in das Lützower Freikorps ein. Die adligen Freiwilligen mussten Pferd und Ausrüstung selbst stellen, Eichendorff hatte Schwierigkeiten, die Mittel aufzubringen. Nach dem Verlust seines Pferdes musste der Offizier zu Fuß nach Schlesien gehen, um von zu Hause Geld und Pferd zu holen, eine Wanderung, die er nicht genossen und überraschend zornig kommentiert hat. 1815 erschien sein Roman „Ahnung und Gegenwart“. Von den Befreiungskriegen kehrte er 1816 nach Schlesien zurück. Er hatte geheiratet und sich bereits mehrfach um Eintritt in die preußische Verwaltung bemüht, nachdem er in der österreichischen nichts gefunden hatte. Noch im selben Jahr nahm er eine Stelle als Referendar in Breslau an, und war 1819, nach Ablegung der Prüfung in Berlin, noch kurze Zeit Assessor in Breslau, bevor er als katholischer Rat bei der königlichen Regierung nach Danzig versetzt wurde. Die Familie Eichendorff, die nun schon vier Kinder hatte, lebte in bürgerlichen, jedoch wirtschaftlich sehr beschränkten Verhältnissen. In der preußischen Verwaltung hatte Eichendorff als Katholik keine guten Chancen. Die Situation besserte sich etwas, als er 1821 zum Regierungsrat ernannt wurde. 1822 ging mit dem Tod der Mutter das letzte Gut in Schlesien verloren. 1823 war Eichendorff aushilfsweise an einem Ministerium in Berlin angestellt, 1824 wurde er als Regierunsrat und Oberpräsidialrat nach Königsberg versetzt. 1826 erschien die Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“. Eichendorff versuchte, wie schon aus Danzig, aus Königsberg weg zu kommen, die Titel dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich immer noch um schlecht bezahlte Beamtenstellen handelte. 1831 war er auf Stellensuche und wurde als einfacher Beamter am „Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten“ aufgenommen, wo er erst 1841 zum Geheimen Regierungsrat ernannt wurde. 1843 schrieb Eichendorff im Auftrag des preußischen Königs die Abhandlung "Die Wiederherstellung des Schlosses der deutschen Ordensritter zu Marienburg" und ließ sich 1844 aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand versetzen.
Dennoch sind in seiner Zeit als preußischer Staatsdiener die meisten Erzählungen entstanden. Nach längeren Aufenthalten in Wien, Danzig und Dresden, lebte er ab 1849 sehr zurückgezogen in Berlin. Viele Lieder Eichendorffs waren inzwischen vertont und als Zeugnisse einer vergangenen Epoche zum allgemeinen Bildungsgut geworden. 1855 übersiedelte Eichendorff nach Neiße, wo er am 26. November 1857 starb.