Karte 1803
Johann Christoph Woellner Johann Christoph Woellner

Johann Christoph von Woellner

geboren19.5.1732 in Döberitz bei Rathenow

gestorben10.9.1800 in Groß-Rietz bei Beeskow

Theologe

1788 bis 1797 Justizminister unter Friedrich Wilhelm II.

Johann Christoph Woellner (1786 geadelt) 1732 in Döberitz in der Mark Brandenburg als Sohn des dortigen Pfarrers geboren. Er studierte Theologie in Halle und wurde 1753 Hofmeister bei der Familie von Itzenplitz in Groß-Behnitz (Mark Brandenburg), zwei Jahre später auch Prediger. Seit 1762 übernahm er die Pacht des Itzenplitzschen Gutes und beschäftigte sich auch wissenschaftlich intensiv mit der Landwirtschaft. Seine nicht standesgemäße Heirat mit der einzigen Tochter des Hauses vier Jahre später wäre durch das Eingreifen König Friedrichs II. beinahe verhindert worden.

Seit 1765 gehörte Woellner dem Freimaurerorden an, den er aber nach vierzehn Jahren wieder verlässt weil ihn auch ein hohes Amt nicht den erhofften Einblick in die vermeintlichen Geheimlehren des Ordens bringt. Statt dessen tritt er den Rosenkreuzern bei, durch die er auch Johann Rudolf von Bischoffwerder kennen lernte. Nach 1781 gehörte auch der Prinz von Preußen und spätere König Friedrich Wilhelm II. dem Orden an. Der ehrgeizige Wöllner gewann sein Vertrauen und wurde sein wichtigster Lehrer. In seinen alle möglichen Themen behandelnden Vorträgen übte er scharfe Kritik am friderizianischen System und machte Besserungsvorschläge, die häufig in die Richtung der zwanzig Jahre später verwirklichten Reformen gingen. So forderte er eine Lockerung der staatlichen Wirtschaftslenkung und eine Befreiung der Bauern von der die Stärke Preußens untergrabenden Doppelbelastung der Bauern durch Militärdienst und Steuern. Am wichtigsten aber wurde die Ablehnung der Aufklärung, die Wöllner und der Kronprinz teilten. Sie wollten eine in ihren Augen die Moral untergrabende Religionskritik nicht mehr zulassen. 1788, zwei Jahre nach der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms, wurde Woellner zum Minister des „Geistlichen- und Unterrichtswesens“ ernannt. In dieser Funktion setzte er das „Wöllnersche Religionsedikt“ durch, das u. a. Kritik an den drei Hauptkonfessionen verbot. Von Zensurmaßnahmen der die Durchsetzung überwachenden Immediatexamenskammer wurde u. a. auch der Philosophische Professor Immanuel Kant in Königsberg betroffen.

Woellner war außerdem im Bauwesen, der allgemeinen und der Finanzverwaltung reformerisch tätig. Nach dem Tod seines Königs 1797 wurde er abgesetzt. Er starb im Jahr 1800 auf seinem Gut Beeskow in der Mark Brandenburg.

Johann Christoph Woellner