Joachim Christian Nettelbeck
20.9.1738 in Kolberg
29.1.1824 in Kolberg
Seemann und Kaufmann
Joachim Nettelbeck wurde 1738 in seiner Vaterstadt Kolberg in Pommern geboren. Seit seinem elften Lebensjahr fuhr er zur See. Er wurde Kapitän und Schiffseigner und erteilte auch nautischen Unterricht. Vorübergehend war er auch Kapitän in preußischen Diensten, überwarf sich aber bald mit seinen Vorgesetzten. Nachdem er 1783 Schiffbruch erlitten und so auch einen Teil seines Vermögens verloren hatte, ergriff er den Beruf seines Vaters und wurde Branntweinbrenner. Außerdem verdiente er Geld als Brauer und königlicher Schiffsraumvermesser. Er wurde zum Repräsentanten der Bürgerschaft in einige Gremien gewählt. 1786 überreichte er Friedrich Wilhelm II. eine Denkschrift, in der er zu einer Wiedererlangung von Kolonien riet, wie es der große Kurfürst vorgemacht hatte.
1806, als die meisten preußischen Festungen den Franzosen kampflos in die Hände fielen, war Kolberg eine der wenigen, die standhielten. Nettelbeck erfüllte aufgrund seiner städtischen Ämter die Funktion eines Bürgeradjutanten gegenüber dem Festungskommandanten. Mit dem ersten Kommandanten von Lucadou stritt er sich ständig. Mit Neidhardt von Gneisenau hingegen arbeitete er bei der Verteidigung gut zusammen. Gneisnau lobte den 65jährigen in einem Empfehlungsschreiben an den König für seine unentbehrliche Hilfe beim Aufklären von Schiffen der Versorgung der Truppen, der Überwachung der Überschwemmung in den Gräben und der Verhinderung von Bränden.
Nach der Belagerung war er weiterhin Repräsentant der Bürgerschaft und veröffentlichte 1822 eine farbig geschriebene Autobiographie. Er starb 1824.
Die Verteidigung von Kolberg wurde später zum nationalen Mythos stilisiert. Die Nazis drehten noch 1945 einen monumentalen Durchhaltefilm „Kolberg“, in dem auch Nettelbeck ein Denkmal von zweifelhaftem Wert gesetzt wurde.