Elisabeth Petrowna von Russland
18.12.1709 in Kolomenskoje
25.12.1761 in St. Petersburg
1741 bis 1761 Zarin von Russland
Elisabeth Petrowna wird am 18.12.1709 als uneheliche Tochter Peters des Großen (1672-1725) und Katharina I. (1684-1727) in Kolomenskoje bei Moskau geboren. 1712 heiratet Peter I. Elisabeth Petrownas Mutter, ein Bauernmädchen aus Livland, die mit bürgerlichem Namen Martha Skawronskaja heißt. Elisabeth Petrowna erlebt in ihrer Kindheit und Jugend mehrere Machtwechsel. Als Peter I. 1725 stirbt, übernimmt bis 1727 Elisabeths Mutter Katharina I. die Regentschaft. Sie regiert mit Hilfe des Fürsten Menschikow (1673-1729), der auch bis 1727 als Vormund von Elisabeth Petrownas Bruder Peter II., der ab 1725 Zar ist, fungiert. Als Peter II. 1730 stirbt, kommt Anna Iwanowna, Tochter von Iwan V., eines Halbbruders von Peter I., an die Macht (1693-1740). Annas Ehe mit Friedrich Wilhelm von Kurland bleibt kinderlos. So bestimmt sie ihren Neffen Iwan VI. (1740-1764) zum Nachfolger. Iwan VI., 1740 zum Zeitpunkt seiner Regentschaft gerade zwei Monate alt, wird unter die Vormundschaft von Annas Günstling Ernst Johann Biron, Herzog von Kurland gestellt. Offiziell aber regiert Anna Leopoldowna, Iwans Mutter, eine Prinzessin aus dem Hause Braunschweig, verheiratet mit Anton Ulrich, Herzog zu Braunschweig-Wolfenbüttel. So sind fast alle maßgebenden Regierungsstellen in Russland vom deutschen Adel besetzt, als Friedrich II. seinen ersten Schlesischen Krieg beginnt.
Wenig später nutzt Elisabeth Petrowna, als Tochter Peters des Großen von der altrussischen Partei begünstigt, ihre Chance und bringt sich im Dezember 1741 durch einen Staatsstreich an die Macht. Die Regentin Anna und ihr Gatte werden ins sibirische Kloster Kolmogorij verbannt, Sohn Iwan VI. kommt nach Schlüsselburg und wird dort unter der Regentschaft von Katharina II. 1764 ermordet.
Im Mai 1742 lässt sich Elisabeth in Moskau mit großem Pomp krönen. 300.000 Rubel kosten die Feierlichkeiten. Bei ihrer Krönung lernt sie den Kirchensänger und Leibeigenen Rasumowsky kennen, den sie als Oberjägermeister an ihren Hof holt und zu ihrem Geliebten, dann zum Grafen und heimlichen Ehemann macht. Unter Elisabeth, als träge und ausschweifend charakterisiert, blühen Favoritentum und Intrigenwesen am russischen Hofe. Obgleich sie als geistig uninteressiert gilt, gründet sie 1755 in Moskau die erste russische Universität und 1758 in St. Petersburg die Akademie der Künste.
Ihre Politik beendet die Öffnung nach Westen und lehnt sich in ihrer Gegnerschaft zu Preußen und unter dem Einfluss des von Maria Theresia bestochenen allmächtigen Großkanzlers Bestuschew an Österreich an. Bestuschew ist es auch, der durch unermüdliche Intrigenarbeit alle Sympathisanten Preußens vom Zarenhof verdrängt. Er versucht auch eine Verschwörung zur Beseitigung des fanatisch friderizianisch gesinnten Neffen Elisabeths, Peter III., der von ihr zum Nachfolger bestimmt wurde, anzuzetteln. Da dessen Ehe mit Katharina kinderlos bleibt, gibt die Zarin stillschweigend ihr Einverständnis, dass Peters Gattin Katharina (später Katharina die Große) ein Verhältnis mit dem Kammerherrn Saltikow eingeht. Aus dem Verhältnis geht ein Sohn hervor, der von Elisabeth als Thronfolger anerkannt wird.
Im Vorfeld des Siebenjährigen Krieges sieht sich Friedrich II., der sich Elisabeth durch manche bissige Kommentare auch zum persönlichen Feind gemacht hat, einer mächtigen Phalanx von Russland, Österreich, Frankreich, Sachsen und Polen gegenüber. Zugleich aber ist er gut informiert über deren Pläne, nicht zuletzt durch Peter und den inzwischen von Preußen bestochenen Bestuschew. Jeder Tag, den es Bestuschew gelingt, die russischen Truppen vom Kriegsschauplatz fernzuhalten, bringt ihm 1000 Rubel. Elisabeth, die inzwischen einen neuen Günstling, den Schauspieler Volkhoff hat, kümmert sich wenig um die Politik und lässt dem Großkanzler freie Hand. Apraxin, Befehlshaber der russischen Armee, steht zwischen Baum und Borke. Von Elisabeth wird auf schnelle Siege gedrängt, von ihrem Nachfolger befohlen, die preußische Armee nicht anzugreifen. Erst im Mai 1757 veranlasst Elisabeth auf Drängen Maria Theresias Apraxin zu einem energischerem Vorgehen. Als die Russen bei Großjägerndorf den Preußen eine vernichtende Niederlage beibringen, scheint das Ende von Preußen nah. Aber Abraxin zieht sich nach Memel zurück, denn Elisabeth ist erkrankt und die russische Armee wird für einen möglichen Putsch nach ihrem Tod in Bereitschaft gehalten. Erst als Apraxin abberufen und Bestuschew von Elisabeth in die Verbannung geschickt wird, kommt wieder Bewegung in das Kriegsgeschehen. Der neue Befehlshaber, General Fermor nimmt Königsberg ein, erleidet bei Zorndorf (1758) eine Niederlage und schlägt Preußen bei Kunersdorf (1759) vernichtend, vollendet aber den Sieg nicht durch eine Verfolgung. Bei Torgau (1760) werden die Russen erneut geschlagen, der Krieg läuft sich fest. Elisabeth wird immer kränker und phlegmatischer, zieht sich mit Rasumowsky nach Zarskoje Selo zurück. Sie greift immer weniger in die Politik ein, ist aber entschlossen, den Krieg mit allen Mitteln fortzusetzen und Preußen zu vernichten.
Ihr Tod am 25.12.1761 in St. Petersburg wendet die Lage für Preußen vollständig. Friedrich II. bezeichnet dieses Ereignis später als das „Mirakel des Hauses Brandenburg“.