Karte 1803

Johann von Lombard

geboren1.4.1767 in Berlin

gestorben28.4.1812 in Nizza

Beamter

Der 1767 in Berlin geborene Johann Wilhelm von Lombard war ein Nachkomme französischer Refugiés. Er besuchte das französische Gymnasium und beeindruckte seine Umgebung schon früh mit seiner Belesenheit und seinem dichterischen Talent. Friedrich II. wurde auf ihn aufmerksam, stellte ihn 1786 als Kabinettssekretär ein und beförderte ihn bald zum Kabinettsrat. Auch sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II. schätzte Lombard. Unter Friedrich Wilhelm III. erreichte Lombard seinen größten Einfluss. War der König ihm gegenüber anfangs verschlossen, so genoss Lombard dann nur noch um so uneingeschränkter das Vertrauen des Königs. Durch die unter Friedrich II. zur Gewohnheit gewordene Kabinettsregierung kam den persönlichen Sekretären und Räten, die den Willen des Königs interpretierten, ein großes Gewicht zu, hinter dem das der offiziellen Minister häufig zurückblieb. So hatte Lombard wie auch Karl Friedrich von Beyme großen Einfluss auf die preußische Außenpolitik, die in den Jahren zwischen 1799 und 1806 vor den Alternativen eines pro- oder antifranzösischen Kurses stand. Nach dem Sieg Napoleons über die zweite Koalition 1802 war Lombard in Anbetracht der Macht Bonapartes gegen eine antifranzösische Politik. Außerdem hatte dessen Persönlichkeit ihn bei einem Zusammentreffen mit dem Herrscher 1803 offenbar stark beeindruckt. Seine Haltung war eine Ursache dafür, dass Preußen auch der dritten Koalition fernblieb, dann 1806 allein gegen Napoleon stand und geschlagen wurde. Zwar verfasste Lombard noch die preußische Kriegsproklamation, doch war seine Stellung nach der Schlacht bei Jena untragbar geworden. Dazu hatte nicht zuletzt sie beißende Kritik des Freiherrn vom Stein beigetragen, der in seiner Denkschrift gegen die Kabinettsregierung vom Mai 1806 Lombard als frivolen, schwachsinnigen und unsittlichen Weichling hingestellt hatte. Königin Luise ließ ihn wegen Verrats verhaften, doch kam er bald auf Veranlassung des Königs wieder frei. Er wurde entlassen, erhielt aber die Stellung des Vorsitzenden der Akademie der Wissenschaften. Gesundheitliche Probleme bewegten ihn zu einer Reise nach Nizza, wo er 1812 starb.