August Hermann Francke
22.3.1662 in Lübeck
8.6.1727 in Halle
August Hermann Francke wurde 1663 in Lübeck geboren, wuchs aber in Gotha auf. Sein Vater war Jurist. Von Kindheit an war er für das Pfarramt bestimmt, besuchte das berühmte Gothaer Gymnasium. Seine weitere Ausbildung erhielt der Stipendiat – sein Vater war früh gestorben – an der Universität Erfurt und bei verschiedenen pietistisch orientierten Geistlichen. Auch Philipp Jakob Spener, der sein Förderer und lebenslanger Freund wurde, übte einen starken Einfluss auf ihn aus. Dieser Einfluss bewirkte auch, dass eine seiner ab 1685 an der Universität Leipzig gehaltenen biblisch-philologischen Übungen, das eigentlich zur Vertiefung der biblischen Sprachkenntnisse gedachte Collegium Philobiblicum, einen stark erbaulichen Charakter annahm. Anstatt Philologie zu betreiben, wies Francke den Studenten den Weg zu einem direkten emotionalen Zugang zu den biblischen Texten, so dass die Veranstaltung weniger einer akademischen Übung als einem collegium pietatis ähnelte, die Spener zwei Jahrzehnte zuvor in Frankfurt am Main erstmals eingeführt hatte. 1689 lösten seine Veranstaltungen eine Erweckungsbewegung unter Studenten und Bürgern aus, die die Universitätsleitung alarmierte. Francke wurde schließlich aus Leipzig ausgewiesen. Das gleiche Schicksal ereilte ihn in Erfurt, wo er eine Gemeindereform im Spenerschen Sinne durchzuführen versuchte, die den Laien mehr Einfluss eingebracht hätte.
Nachdem er in Berlin das Vertrauen der verantwortlichen Politiker gewonnen hatte, wurde er 1690 zum Professor für Griechisch und Hebräisch an der gerade gegründeten Universität Halle berufen, acht Jahre später erfolgte dann noch die Ernennung zum Professor für Theologie. Außerdem war er noch Pastor im Vorort Glaucha, wo er seit 1695 das Unternehmen ins Werk setzte, das seinen Namen bis heute bekannt gemacht hat: die Franckeschen Anstalten. Sie umfassten eine Armenschule, eine Lateinschule und eine Fürstenschule. Für die aus verschiedenen Ständen stammenden Zöglinge, die teilweise auch zusammen unterrichtet wurden, galt das gleiche, nach pietistischen Grundsätzen ausgerichtete Erziehungsprogramm.
Als Francke 1727 in Halle starb, hatte die „Schulstadt“ 2200 Schüler, die von 180 Lehrern unterrichtet wurden.
Das Francksche Erziehungswesen hatte maßgeblichen Einfluss auf die preußische Politik wie auch au die Gesellschaft. So gründete Friedrich Wilhelm I., der „Pietist auf dem Thron“, das Militärwaisenhaus in Potsdam und verkündete 1717 die allgemeine Schulpflicht. Auf ihn ist die „Erfindung“ der Realschule zurückzuführen. Auch die sich im Laufe des 18. Jahrhunderts vollziehende Verbürgerlichung des Adels wurde durch den ständeübergreifenden Charakter der Schulen gefördert.