Philipp Jakob Spener
13.1.1635 in Rappoltsheim/Elsaß
5.2.1705 in London
Oberpfarrer
Oberhofprediger in Dresden
Philipp Jacob Spener wurde 1635 im oberelsässischen Rappoltstein als Sohn eines Beamten des dortigen Grafen geboren. Er studierte Theologie in Straßburg und wurde 1666 in das Amt des obersten Geistlichen in Frankfurt am Main berufen. Seine Betonung der biblischen Predigt, der karitativen Arbeit und der katechetischen Unterweisung der Jugend blieb noch ihm Rahmen der kirchlichen Ordnung. Eine Innovation hingegen war die Einrichtung der collegia pietatis‘, der Erbauungszirkel. Der erste hatte sich spontan nach der sonntäglichen Predigt gebildet, und um Einfluss und Kontrolle zu behalten, übernahm Spener selbst dessen Leitung. In den Treffen wurde durch die gemeinsame Reflexion über Bibelstellen ein persönlicher und emotionaler Zugang zur Heiligen Schrift gesucht, der ein in der Praxis gelebtes Christentum fördern sollte. Der Zulauf war so groß, dass die Sitzungen von seinem Haus in die Kirche verlegt werden. In Schrift „Pia desideria oder herzliches Verlangen nach gottgefälliger Verbesserung der wahren evangelischen Kirche samt einigen dahin einfältig abzweckenden christlichen Vorschlägen“ von 1675 forderte er die evangelische Öffentlichkeit auf, dem Frankfurter Beispiel zu folgen. Er prangerte die Erstarrung der Frömmigkeit in nur noch äußerlichen Formen an und hielt ihr seine neue Form der religiösen Praxis entgegen, die er mit dem lutherischen Gedanken des allgemeinen Priestertums rechtfertigte.
1686 bekam Spener die angesehene Stelle des Dresdner Oberhofpredigers angeboten. Hier besuchte ihn August Hermann Francke, der Gründer der Franckeschen Anstalten, woraus eine lebenslange Freundschaft erwuchs. Francke war einer von mehreren Magistern der Universität Leipzig, die nach Speners Vorbild pietistische Zirkel eingerichtet hatten, die den Unwillen der orthodoxen Geistlichen erregten. Die ausgewiesenen Theologen prägten dann der 1694 gegründeten Universität Halle ihren Stempel auf.
1691 wurde Spener Consistorialrat an der Nicolaikirche in Berlin, wo er bis zu seinem Tode 1705 wirkte. Die von ihm begründete Geistesrichtung und Erweckungsbewegung, der Pietismus, hatte einen lang anhaltenden Einfluss auf die das religiöse und geistige Leben in Preußen und ganz Deutschland. Auf Wirken geht die allgemeine Einführung der Konfirmation in der evangelischen Kirche zurück. Nebenbei war er einer der Begründer der wissenschaftlichen Heraldik in Deutschland und ein bedeutender Genealoge.