Karte 1803

Zucht

Da mit der Verstaatlichung des Soldatenberufes der gemeine Soldat nicht mehr mit Gewinn durch Beute und Plünderung rechnen konnte und sich auch für eine lange Dienstzeit verpflichten mußte, wurde es immer schwieriger Männer für die Armee zu gewinnen. Es gab zwar schon im 17. und im 18. Jahrhundert Ansätze einer Wehrpflicht in Schweden und in Preußen, doch war es bis zur Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im 19. Jahrhundert noch üblich, einen großen Teil der Mannschaften im Ausland zu werben, oder zu den Soldaten zu Pressen. Ein berühmtes Beispiel dazu ist die Garde des Soldatenkönigs mit den langen Kerls. Ein jeder Untertan des preußischen Königs, der über 1,82 Meter groß war, wurde zu den Soldaten gezwungen. Die Motivation dieser Männer war natürlich sehr gering, weshalb die Mittel zu ihrer Disziplinierung sehr brutal waren. Die damalige Gefechtstaktik der Linie benötigte Soldaten, die bis in das letzte Detail ihre Waffe und den Gleichschritt beherrschten und auch unter den stressigsten Gefechtsbedingungen zuverlässig funktionierten. Da den Soldaten in der Regel eine patriotische oder gesellschaftliche Bindung an den Staat fehlte, dem sie dienten, glaubte man die absolute Unterordnung unter den Befehl nur durch Gewalt erreichen zu können. Bis 1812 galt in Preußen die Prügelstrafe mit der Fuchtel. In anderen Staate wurde sie noch länger beibehalten. Nur in Frankreich war sie von Anfang an verboten. Jeder Offizier hatte das Recht, seine Untergebenen zu prügeln, gerade wie er es für angebracht hielt. Für schon relativ kleine Verfehlungen wurden harte Strafen verhängt. Der einfache Soldat wurde zum willenlosen Vollstrecker der Befehle seiner Vorgesetzten erzogen. Daraus resultierte eine sehr hohe Quote von Deserteuren und Flüchtigen.

Man versuchte dieses zu verhindern, indem die Truppe im Lager, auf dem Marsch und im Gefecht unter strenge Aufsicht genommen wurde. Gelang einem Soldaten doch mal die Flucht, drohte ihm in Preußen das Spießrutenlaufen. Eine Kompanie Soldaten, etwa 100 Mann, bildete eine Gasse, durch die der gefangene Deserteur durchlaufen mußte. Dabei schlugen die gassebildenden Soldaten mit Ruten auf den entblößten Körper des Verurteilten ein. Dieser wiederum hatte die Gasse mehrmals zu durchlaufen. Nicht selten endete die Tortur mit dem Tod des Soldaten.

Spiessrutenlaufen im 18. Jahrhundert

Spiessrutenlaufen im 18. Jahrhundert