Karte 1922

Ludwig Windthorst

geboren17.1.1812 in Gut Kaldenhof

gestorben14.3.1891 in Berlin

Zentrum

Vorsitzender der Zentrumspartei

Ludwig Windthorst wurde 1812 auf dem Gut Kaldenhof (Westfalen) geboren, wo sein Vater als Advokat der Gutsbesitzer Droste zu Vischering angestellt war. Er studierte Jura und schlug eine Laufbahn bei Gericht ein. 1849 begann er seine politische Karriere und wurde Abgeordneter in der Hannoverschen zweiten Kammer. Vor 1865, als er Oberstaatsanwalt wurde, war er zweimal Justizminister. In seinem neuen Amt verblieb er nur kurze Zeit, da er nach der Annexion des Königreichs Hannover nicht unter preußischer Herrschaft dienen wollte. Statt dessen übernahm er für das Haus Hannover die Verhandlungen über dessen Entschädigung nach dem Verlust des Throns.

1867 ließ er sich in das preußische Abgeordnetenhaus und den sich konstituierenden Norddeutschen Reichstag wählen. Im Zollparlament gehörte er zur „Süddeutschen Fraktion“.

1870 trat er der gerade gegründeten katholischen Zentrumspartei bei, zu deren Führer er bald aufstieg. Sein politisches Geschick war ein wichtiges Kapital der Partei im nun ausbrechenden Kulturkampf, der sich gegen das Zentrum genauso richtete wie gegen die katholische Kirche. Windthorst vermochte es, seine Fraktion für seine Politik der „Nadelstiche“ zu gewinnen und gegen Bismarcks harsche Angriffe zu bestehen. 1878 starb Papst Pius IX. , der durch sein – nicht nur von Windthorst persönlich abgelehntes – Unfehlbarkeitsdogma den Kulturkampf mit ausgelöst hatte, so dass nun die Chance zu einer Beendigung der Auseinandersetzung um staatliches Machtmonopol und Religionsfreiheit gegeben war. Es gelang Windthorst, die Einheit der Partei in der Frage um die Einführung des Schutzzolls zu wahren und die geschlossene Zustimmung der Fraktion für Bismarcks Vorlage zu erreichen, was ein wichtiger Schritt in Richtung Frieden war. Die Verhandlungen selbst wurden unter Ausschluss des Zentrums direkt zwischen Regierung und Kurie geführt, was Windthorst tief enttäuschte. So stimmte die Zentrumsfraktion 1886 gegen das Septennat, obwohl die Kurie die Zustimmung angeordnet hatte. Windthorst war also weder ein blinder Befehlsempfänger des Papstes, noch, wie Bismarck und andere meinten, ein hannoveranischer „Partikularist“ und „ Reichsfeind“. Vielmehr war er ein katholischer Föderalist mit großdeutschen Sympathien. Er starb 1891.

Ludwig Windthorst