Karte 1803

David Friedrich Gilly

geboren7.1.1748 in Schwedt

gestorben5.5.1808 in Berlin

Architekt

Der Architekt David (Friedrich) Gilly wurde in Schwedt an der Oder geboren. Seine Vorfahren waren Hugenotten, die in der Uckermark sehr zahlreich vertreten waren. Mit 22 Jahren wurde er Landbaumeister und war ab 1779 als Baudirektor für die Provinz Pommern zuständig. 1788 wurde er von König Friedrich Wilhelm II. zum Geheimen Oberbaurat ernannt und übersiedelte mit seiner Familie nach Berlin. Gilly gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des preußischen Frühklassizismus. Seine bekanntesten Bauten waren das von 1790-1795 im ländlichen Gutsherren-Stil erbaute Schloß in Steinhöfel, von dem ausser indirekten Zeugnissen in Bildern und Schriften nichts erhalten geblieben ist. Sodann das 1798/99 im Auftrag König Friedrich Wilhelms III. als Sommer-Witwensitz für seine Mutter Friederike Luise erbaute Schloß in Freienwalde, das 1909 von Walther Rathenau erworben und 1945 völlig ausgeplündert wurde, aber als Bau noch erhalten ist. Von 1797-1803 dauerte die Bauzeit für (das inzwischen rekonstruierte) Schloss und Gut Paretz, das Gilly als Sommerresidenz für Friedrich Wilhelm III. und seine Familie konzipierte. Dazu gehörte auch der Neubau des gesamten Dorfes mitsamt Kirche und Wohnhäusern im einheitlichen frühklassisch-neogotischen Stil. Ausserdem wäre das Vieweghaus in Braunschweig zu nennen, das in den Jahren 1798 bis 1804 nach Plänen von David Gilly als Verlags- und Wohnhaus im klassizistischen Stil errichtet wurde und heute als Landesmuseum dient. Zu David Gillys Aufgaben gehörten jedoch noch eine Unmenge weniger spektakuläre Projekte, wie etwa der Kanalbau oder die Einführung des Massivlehmbaus in den ländlichen Gegenden Brandenburgs. Seine Zeit im Übergang vom Rokoko zum Klassizismus war in Preußen geprägt von der aufkommenden Baugesetzgebung, der kulturellen und intellektuellen Orientierung an Frankreich und dem Zwang zum sparsamen Bauen. Da die Trennung von Ingenieur und Architekt im Berufsbild "Baumeister" noch nicht bestand, gehörte zu den alltäglichen Arbeitsbedingungen Gillys auch die kaufmännische und technische Verantwortung für seine Bauten, die mit einer intensiven theoretischen Auseinandersetzung über das richtige Bauen einherging. Wir verdanken dem belesenen David Gilly, dessen private Bibliothek als eine der grössten seiner Zeit galt, zahlreiche eigene Publikationen in Buchform. Ausserdem 1797 die Gründung der ersten deutschsprachigen Bauzeitschrift "Sammlung nützlicher Aufsätze und Nachrichten für angehende Baumeister und Freunde der Architektur", deren erste Ausgabe in der Vorrede als Zielsetzung des Periodikums die Vereinigung von Wissenschaft und Kunst und die Wirksamkeit der Baukunst im Sinne des gesellschaftlichen Allgemeinwohls nennt. In seinem Aufsatz "Einige Gedanken über die Notwendigkeit, die verschiedenen Teile der Baukunst, in wissenschaftlicher und praktischer Hinsicht, möglichst zu vereinen", der 1799 ebenso in der Sammlung erschien, entwickelt Gilly die wesentlichen Gedanken, wie wir sie später auch bei Karl Friedrich Schinkel, seinem berühmtesten Schüler wiederfinden, zusammengefasst in der Formel „Vereinigung des Nützlichen mit dem Schönen". Bereits 1793 hatte Gilly eine private Bauschule, die „Lehranstalt zum Unterricht junger Leute in der Baukunst" gegründet, die 1799 in der Bauakademie („Allgemeine Bau-Unterrichts-Anstalt für die gesamten Königlichen Staaten") aufging. Zu deren Dozenten gehörte auch sein eigener hochbegabter Sohn Friedrich Gilly (1772-1800), dessen früher Tod jedoch die Hoffnungen auf eine Nachfolge zerstörte. David Gilly starb nur 8 Jahre später im Alter von 63 Jahren in Berlin.

David Gilly