26. Juli 1653 Steuern gegen Adelsprivilegien: Ein Handel ermöglicht das stehende Heer
Das Fundament der kurfürstlichen Außenpolitik ist der Aufbau eines stehenden Heeres. Voraussetzung dafür ist eine stabile Finanzierung. Die Subsidien (Rüstungszuwendungen) aus den jeweiligen Bündnissen fließen eher spärlich. Beim größten Batzen der Finanzierung ist der Landesherr auf die Gunst der Stände angewiesen, da diesen das Steuerbewilligungsrecht zusteht. Mühsam muss der Kurfürst auf Landtagen den Ständen die Zahlungen abringen. Das erweist sich als schwieriger, denn je. Den Ständen fällt es schwer, nach dem verheerenden Krieg noch Geld aufzubringen. Die Ständeversammlungen in Preußen, der Kurmark, Pommern und in Kleve stehen sich selbst am Nächsten.
“Wie nun Pommern, Preussen und die Clevischen Lande wenn wegen der Chur Brandenburg ein Grenzstreit vorfiele, schwerlich uns zu Hülfe kommen oder unserthalben etwas auf sich nehmen würden, also wird man auch die Märkischen Lande mit der Ausländischen Provincien Streitigkeit nicht wol vermengen, oder ihrenthalben härter als sonst belegen können,“
schreiben die Kurmärker an den Kurfürsten. Pommern, Preußen, Cleve betrachten sie als Ausland. Dieses Denken abzubauen, und dem Staat eine zentrale und einheitliche Verwaltung zu geben, ist neben dem Wiederaufbau des Landes, die wohl wichtigste innenpolitische Arbeit, die der Kurfürst zu leisten hat.
Im traditionellen Stammland Brandenburg gelingt das ohne größere Probleme. Auf dem Treffen des Jahres 1653, das später als Landtagsabschied in die Annalen eingeht, gelingt es dem Kurfürsten Steuern in Höhe 530.000 Talern durchzupeitschen. Diese Summe ist in Raten über fünf Jahre nach der bereits vorher beschlossenen Quotationsregelung zu zahlen, vom Landadel müssen 41% der Steuern, von den Städten 59% der Summe aufgebracht werden. Im Gegenzug bestätigt der Kurfürst den Ständen Privilegien, die vor allem zu Lasten der Bauern gehen. Unerträgliche Frondienste, eine Verschärfung der Leibeigenschaft und das Ausplündern und anschließende Aufkaufen von Bauernhöfen sind die Folge.
Starke Widerstände gibt es in Kleve und in Preußen. Erst 1649 war es Friedrich Wilhelm gelungen, die Kleveschen Stände zur Erbhuldigung zu bewegen und ein Jahr später zeichnet sich eine Einigung über die Bewilligung der Mittel fürs Militär in Kleve ab. Dabei spielt, Ironie der Geschichte, sicher eine Rolle, dass der Kurfürst mit eben jenem Militär in Kleve aufmarschiert, welches auch von den Kleveschen Ständen finanziert wird.