Karte 1618

Hofjuden

Seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts, als jüdische Kaufleute sowohl in Amsterdam in den atlantischen als auch in Venedig in den levantinischen Handel eingebunden waren, fanden jüdische Händler und Bankiers mit guten Geschäftskontakten besonders günstige Bedingungen für Kreditbeschaffung und Handel vor. Sie wurden dadurch zu natürlichen Geschäftspartnern der sich gleichzeitig herausbildenden absolutistischen Höfe, die ihren gigantischen Bedarf an Luxusartikeln für die Hofhaltung und militärischer Ausrüstung und Sold für die Kriegführung zumeist durch Kredite finanzieren konnten. So gehörten neben den christlichen Bankiers und Kaufleuten die jüdischen Bankiers, Münzpächter Hof-und Heereslieferanten bald zum Erscheinungsbild der mitteleuropäischen Höfe. Die Hofjuden hatten oft ein besonderes Verhältnis zum Fürsten, der ihnen wegen ihrer weniger festgelegten Außenseiterstellung näher kommen konnte als anderen, sie aber auch leicht fallen lassen konnte. Das Risiko, das die Hofjuden trugen, veranschaulicht der bekannte Fall des Joseph Süss Oppenheimer „Jud Süss“, der nach dem Tod „seines“ Herzogs von Württemberg in Ungnade fiel und hingerichtet wurde. Ein ähnliches Schicksal erfuhr der brandenburgische Hofjude Lippold (eigtl. Lippold Ben Chluchim), Kämmerer des Kurfürsten Joachim Hektor II und Judenältester in Brandenburg, der nach dem Tode seines Herrn unter Mordverdacht bestialisch gefoltert hingerichtet wurde.

In Preußen hat Friedrich Wilhelm I.Juden als Heereslieferanten beschäftigt. Einer von ihnen, der „Hof- und Garnisonsjude“ Mayer Rieß, wurde christlichen Kaufleuten gleichgestellt und erhielt ein Generalpatent, auf dessen Grundlage sich elf Familien in Berlin ansiedeln konnten. Friedrich II. ließ die Münzunternehmer Veitel Ephraim und Daniel Itzig im Siebenjährigen Krieg Münzverschlechterungen durchführen.

Im frühen 19. Jahrhundert bekamen Hofjuden oder Hofjudenfamilien eine neue Bedeutung als Bankiers und Kapitalbeschaffer. Das Haus Rothschild zum Beispiel geht auf den Hofjuden des Grafen von Hanau Amschel Meyer Rothschild zurück.