Karte 1618

Münzpacht

Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein war es in Mitteleuropa üblich, daß die Souveräne die Münzstätten ihres Territoriums verpachteten. Die Pächter waren reiche Kaufleute und Bankiers, häufig auch Juden, die eine besondere Rolle im Handel mit Edelmetallen spielten. Diese Pächter bekamen den Auftrag, eine Summe Geldes zu prägen und bezahlten dafür einen fixen Betrag an den Auftraggeber, der geringer war als die zu prägende Summe. Die Differenz zwischen der Pacht und den Material- und Herstellungskosten einerseits und dem neu geprägten Geld andererseits war der Gewinn der Pächter. Der Vorteil für den Herrscher lag in der schnellen und sicheren Geldbeschaffung, während der Pächter die Risiken des schwierigen Geschäfts trug.

Wenn der Herrscher eine Münzverschlechterung, d. h. eine Senkung des Edelmetallgehalts der Münzen anordnete, war die Differenz zwischen Materialwert und Geldwert, der sogenannte Schlagschatz, aufgrund der geringeren Materialkosten besonders groß. Dieser Schlagschatz diente den Fürsten häufig zur (scheinbaren) Aufbesserung der Staatsfinanzen. Zu diesem Mittel griff auch Friedrich II. im Siebenjährigen Krieg. Die jüdischen Münzpächter Veitel Ephraim und Daniel Itzig führten in seinem Auftrag mehrere Münzverschlechterungen durch, mit denen Friedrich 17 % der Kriegskosten deckte, die durch ihren Anteil am Schlagschatz zu den reichstem Männern Preußens wurden. Sie konnten diese Aufträge ausführen, weil sie über die Kontakte und die Agentennetze verfügten, die nötig waren, um die nötigen Mengen an Silber und Gold zu beschaffen.