Victoria Prinzessin von Großbritannien
"Kaiserin Friedrich", "Vicky"
21.11.1840 in London
5.8.1901 in Kronberg/Taunus
9.3.1888 bis 15.6.1888 Deutsche Kaiserin
Viktoria wird am 21.11.1840 in London als Princess Royal, Tochter von Prinz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha und Königin Viktoria von Großbritannien und Irland geboren. Vicky, wie sie zur Unterscheidung von ihrer Mutter genannt wird, lernt ihren zukünftigen Mann, Friedrich Wilhelm, mit 10 Jahren 1851 in London kennen. Der Kronprinz besucht sie in den nächsten Jahren häufiger. Als die Verlobung bekannt wird, kritisiert die „Times“, damit würde die Kronprinzessin einer „minoren europäischen Dynastie ausgeliefert.“ Sieht man die mögliche Entwicklung, Viktoria wird eines Tages deutsche Kaiserin, liegt die „Times“ falsch, sieht man die tatsächliche tragische Entwicklung, liegt die Zeitung wieder richtig, denn Viktoria verzichtet letztlich zugunsten einer 99-Tage-Kaiserzeit auf die britische Krone. Zunächst jedoch hofft die Mutter des Bräutigams und andere liberal denkende Preußen auf einen günstigen Einfluss dieser Heirat auf die preußische Politik. Die Hochzeit findet am 25.Januar 1858 im St.James-Palast in London statt.
Vickys Gemahl erweist sich als Zauderer, unentschlossen, ob er sich der preußisch-soldatischen oder der englisch-liberalen Seite zuwenden soll. Vicky gilt als spontan, lebhaft, übereifrig. Sie ist ihm durch ihr Studium geistig hoch überlegen, wird aber mit ihren Versuchen sich in die Politik einzumischen und so etwas freiheitlichen britischen Geist unter die Preußen zu bringen nicht froh. Sie besucht oft ihre Mutter in England, um sich Rat zu holen. Friedrich ist verliebt, Bismarck bezeichnet die kleine „Vicky“ als sinnlich. Nacheinander werden acht Kinder geboren, der zukünftige Thronfolger Wilhelm 1859 mit einem verkrüppelten Arm, es folgen vier Töchter und drei Söhne. Friedrich wird Statthalter in Pommern und hilft 1861 gemeinsam mit Vicky die pompöse Königskrönung seines Vaters in Königsberg vorzubereiten. Die Berufung Bismarcks 1862 treibt das enttäuschte Kronprinzenpaar vorübergehend in eine Art Emigration nach England. Enttäuscht ist man vom König, aber auch von Friedrich, der die Chance verpasst, König zu werden und sich in Preußen an die Spitze einer liberaleren Entwicklung zu setzen. Nach ausgedehnten Reisen kehrt das Paar 1864 nach Preußen zurück.
Bei den folgenden Kriegen zeichnet sich Friedrich, obwohl eher von pazifistischer Gesinnung, besonders in Königgrätz und bei Sedan aus. Nun als Kriegsheld gefeiert reist er durch die Welt, mal mit, mal ohne Gemahlin, repräsentiert ohne wirkliche politische Aufgabe. Auf seinen Reisen fällt Friedrich in seine alten Offiziersgewohnheiten zurück, hat diverse Affären. Vicky organisiert Wohltätigkeitsveranstaltungen. Die Kinder wachsen heran. Wilhelm, der Älteste, egozentrisch, widerspenstig, macht seiner Mutter die meisten Sorgen. Ihr englisch-preußisches Verhältnis gleicht einer Hassliebe. Der Thron lässt auf sich warten. Wilhelm I. geht auf die 90 zu, Friedrich auf die 60. 1887 erkrankte er an Kehlkopfkrebs. Nach einer Operation am 8.2.1888 verliert Friedrich die Stimme. Als er einen Monat später den Thron besteigt, ist er bereits todkrank und kann keinen wesentlichen Einfluss mehr auf eine Veränderung der preußischen Politik, die immer noch durch Bismarck dominiert wird, nehmen. Friedrich III. und seine Gemahlin, die sich Kaiserin Friedrich nennt, regieren nur 99 Tage. Sie residieren erst im Schloß Charlottenburg, dann in Potsdam. Friedrich III. stirbt am 15. Juni 1888. Vickys ungeliebter Sohn Wilhelm II. wird Kaiser. Er ist kein Nachfolger im Geiste des Vaters. Sie hat kein Vertrauen zu ihm, baut auf Bismarck, obgleich sie häufig anderer Meinung ist als er, und hält dessen Entlassung für einen Fehler. Die Kaiserinwitwe zieht sich auf Schloss Friedrichshof in Kronberg im Taunus zurück. Als sie dort am 5.8.1901 stirbt, lässt ihr Sohn das Schloß hermetisch abriegeln. Seine Suche nach belastender Privatkorrespondenz bleibt erfolglos. Die Briefe befinden sich längst in der Hand von Vickys Lieblingsbruder, dem britischen König Eduard VII.